Aus einer Haftbeschwerde gehe hervor, dass Ex-Audi-Chef Rupert Stadler mitnichten die Ermittlungen habe behindern wollen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (Montagsausgabe).
Diese Anschuldigung der Staatsanwaltschaft München II, die auf einem abgehörten Telefonat beruhe, sei im Haftbefehl des Amtsgerichtes München "diffus" dargestellt. Zudem habe Stadler gar nicht belauscht werden dürfen, heißt es der Zeitung zufolge in der Haftbeschwerde weiter. Da der Amtsgericht-Beschluss für die Abhöraktion widersprüchlich und grob rechtsfehlerhaft sei, lägen hier Ungereimtheiten vor.
Oberlandesgericht am Zug
Laut Staatsanwaltschaft München II ist Stadler dafür verantwortlich, dass Audi noch lange nach Bekanntwerden der Abgasaffäre Dieselfahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten in Europa verkauft hat. Der Topmanager, von dem sich die Audi-Mutter Volkswagen Anfang Oktober getrennt hatte, sitzt bereits seit Mitte Juni in U-Haft. Er soll versucht haben, Zeugen oder Beschuldigte zu beeinflussen.
Der "SZ" zufolge hatten Stadlers Verteidiger mit ihrer 20-seitigen Beschwerde, die bereits vom 11. Juli datiert, bisher keinen Erfolg. Nun liege die Sache beim Oberlandesgericht (OLG) München, das offenbar noch nicht entschieden habe.
In Vernehmungen alle Vorwürfe zurückgewiesen
Stadler soll demnach in einem abgehörten Telefonat erwogen haben, einen Beschäftigten beurlauben zu lassen, der möglicherweise mit Ermittlern kooperiert habe. Laut "SZ" gelangten Staatsanwaltschaft und Justiz zu der Einschätzung, dass eine Beurlaubung eines offenbar wichtigen Zeugen bei Audi Signalwirkung gehabt und die weitere Aufklärung der Affäre erschwert hätte. Dem widerspreche Stadlers Verteidigung in der Haftbeschwerde. Es seien gar keine arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen den betreffenden Mitarbeiter ergriffen worden.
Die "Bild am Sonntag" berichtete indes, Stadler habe in Vernehmungen alle Vorwürfe zurückgewiesen - vielmehr seien ihm von Mitarbeitern des Autobauers immer wieder wichtige Informationen verschwiegen worden. Zudem hätten Mitarbeiter hätten ohne Erlaubnis Interna an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) oder die Staatsanwaltschaft weitergereicht. Dies habe die Aufklärung für Audi nicht leicht gemacht.
Stadler habe beim Dieselthema nach eigener Aussage alles richtig gemacht, berichtete die "Bild am Sonntag" weiter. An der Aufklärungsarbeit bei Audi könnten sich demnach andere Unternehmen sogar noch etwas abschauen.
Genauso habe es offensichtlich der VW-Konzern bis zur Vertragsauflösung vor wenigen Wochen gesehen, berichtete die Zeitung: Ermittler hätten in Stadlers Akten mehrere Zielvereinbarungen mit Volkswagen gefunden. Demnach sei Stadler ein Bonus für sein angeblich erfolgreiches Management der Dieselaffäre im vergangenen Jahr zugesprochen worden.