Der österreichische Öl- und Gasriese OMV wird für seine geplante Beteiligung am großen Urengoy-Gasfeld der russischen Gazprom in Westsibirien doch tief in die Kassa greifen - der bisher geplante Anteilstausch ist vom Tisch. Am Mittwoch haben sich OMV und Gazprom auf eine Kaufvariante verständigt. Die finalen Dokumente sollen Anfang 2019 unterzeichnet werden, teilte die OMV am Mittwochabend mit.
Eine Bezahlung des 24,98-prozentigen Anteils am dortigen Achimov-IV/V-Projekt wird die OMV jedenfalls einen Milliarden-Betrag kosten, vergleicht man den Deal mit bisherigen Transaktionen. Eine "Bezahlung" mit 38,5 Prozent der OMV Norge, wie dies OMV und Gazprom ursprünglich seit 2016 geplant hatten, kommt nicht zustande, Oslo hatte sich von Anfang an gegen einen derartigen Asset-Tausch gewehrt.
"Finanzielle Lösung ansteuern"
"Die OMV wird mit Gazprom jetzt eine finanzielle Lösung ansteuern", sagte OMV-Chef Rainer Seele am Abend in St. Petersburg zur APA. Man werde nicht mehr von einer Entscheidung Norwegens abhängig sein, sondern direkt mit dem russischen Partner verhandeln und auf Basis einer Finanztransaktion den Einstieg in dieses große Gasfeld bekommen, so Seele. Es sei nur noch in Russland ein Genehmigungsprozess nötig.
Mit dem Einstieg beim - noch dazu vergleichsweise kosteneffizienten - Achimov-Projekt erhält die OMV nach früheren Angaben Reserven von 560 Mio. Barrel Öl-Äquivalent (boe), was dem Fünffachen der OMV-Produktion des Jahres 2016 entsprach. Das Feld ermögliche eine zusätzliche Tagesproduktion von 70.000 bis 80.000 boe/d, eine Steigerung um 20 Prozent auf jetziger Basis, sagte der OMV-Chef heute.
Zukäufe auch in Neuseeland und Südostasien
Die finale Vereinbarung - auch zum Kaufpreis - solle bis zum ersten Quartal 2019 erzielt sein, sagte Seele. In einer OMV-Aussendung ist von einem "in guter Absicht zu verhandelnden Kaufpreis" die Rede. Das heutige "Basic Sale Agreement" ersetzt demnach das "Basic Agreement" von OMV und Gazprom von 14. Dezember 2016, das noch einen möglichen Asset-Tausch - Urengoy-Einstieg gegen OMV-Norge-Beteiligung - vorgesehen hatte.
Voriges Jahr hatte die OMV eine, gemessen an den Vorräten, etwa ebenso große Transaktion fixiert - und zwar den Kauf eines 24,99-Prozent-Anteils am Erdgasfeld Juschno Russkoje, ebenfalls in Westsibirien. Dieser Deal fügte dem OMV-Portfolio 580 Millionen boe Reserven und 100.000 boe Tagesproduktion hinzu. Einschließlich der vereinbarten Anpassungen beim Closing musste die OMV dafür 1,719 Milliarden Euro berappen.
Durch jüngste Zukäufe in Neuseeland und Südostasien erreicht die OMV ihr bisheriges Produktionsziel von 500.000 boe/d für 2020 schon heuer, also zwei Jahre früher, sagte Upstream-Vorstand Johann Pleininger im September.