Das nennt man „Serviettenbrechen“, erklärt Klaus Friedl. Der Blick des steirischen Gastronomieobmanns ist auf zehn Servietten gerichtet, die von Monika Pöllabauer gerade zu Kunstwerken gefaltet werden. In seinem Blick mengen sich Stolz und Freude, „Monika ist eine der Besten, die wir in ganz Österreich haben“, so Friedl. Die junge Restaurantfachfrau aus Gasen zählt auch international zur Spitze, sonst würde sie ihre Fertigkeiten nicht bei der Berufs-EM hier in Budapest unter Beweis stellen. Das gilt heuer auch für zehn weitere Steirer im insgesamt 43-köpfigen österreichischen Teilnehmerfeld.
Der Weg führt vom Restaurantservice über die duftende Welt der Köche hinein in die ästhetisch besonders anspruchsvolle Halle „F“. F wie Floristik. Dort gestaltet die Grazerin Melanie Krenn gerade anspruchsvollen floralen Körperschmuck. Eine Besucherin der EuroSkills fiebert da ganz besonders mit ihr mit: Birgit Haberschrick, die vor vier Jahren in Lille selbst zur Floristik-Europameisterin gekürt wurde, später war Melanie Krenn in Graz ihr Lehrling.
"Das ist eine positive Nervosität"
In dieser Halle der Kreativen geht auch Maria Jöbstl aus Groß St. Florian in der Disziplin „Modetechnologie“ zu Werke. Ein Bewerb, der in der gut 60.000 Quadratmeter großen „HungExpo“ besonders viele Besucher in seinen Bann zieht. Staunend wird auf die Modekreationen der jungen Teilnehmerinnen geblickt. Den ganzen dreitägigen Trubel rundherum „habe ich komplett ignoriert“, so die selbstbewusste 19-Jährige. Nervös? „Ja, aber das ist eine positive Nervosität, wir sind gut vorbereitet.“
Stichwort intensive Vorbereitung. Auf die können auch die jungen Handwerker in der Halle A verweisen, die an diesen Tagen überhaupt so etwas wie eine steirische Hochburg darstellt. Dort reiht sich ein Handwerksberuf an den nächsten. Gut 800 Stunden hat etwa der 22-jährige Birkfelder Patrick Reitbauer trainiert. Als er seine letzten Pinselstriche rund um die von ihm gemalte ungarische Königskrone zieht – freihändig mit einer maximal erlaubten Abweichung von plus/minus 0,1 Millimeter – brandet bereits frenetischer Jubel auf. Um seine Wettkampfkoje haben sich gut hundert österreichische „Schlachtenbummler“ versammelt. Es wird geklatscht, gejubelt.
Bleistift im Mund, Wasserwaage in der Hand
In unmittelbarer Nachbarschaft wird unterdessen noch auf Hochtouren gearbeitet. Maurer Marc Berndorfer hat seinen Bleistift im Mund, die Wasserwaage in der Hand und verleiht seinem spektakulären Werkstück den letzten Feinschliff.
Hoch konzentriert beugt sich, nur zwei Ecken weiter, Bautischler Alexander Haidinger aus Ottendorf über ein Holzbrett, nimmt präzise Maß. Dem Kapfenberger Spengler Mark Krause, Stuckateur Lukas Hofer aus Öblarn sowie der Speditionslogistikerin Michaela Dužić wird in ihren letzten EM-Minuten ebenfalls lautstark zugejubelt. Auch das steirische „Hightech-Duo“ Markus Pelzl und David Andrawes (Mobile Robotics) fiebert – wie das gesamte Team Austria – dem heutigen Samstag entgegen, wenn im Rahmen der großen Schlusszeremonie am späten Abend die neuen Europameister feststehen.