Pandu Nayak hat in seinem Leben zweifellos schon einiges erreicht. Als junger Mann studiert er Computerwissenschaften in Mumbai, in Stanford sammelt er den dazu passenden Doktortitel ein. Später im Leben tüftelt er als Forscher für die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA federführend am Projekt „Remote Agent“, aus dem die erste Künstliche Intelligenz hervorgeht, die ein Raumschiff steuert. Seit mehr als zwölf Jahren steht der gebürtige Inder nun in den Diensten von Google.
Dort spielt Nayak als „Google Fellow and Vice President of Search“ eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Suchmaschine, die jährlich knapp zwei Billionen Suchanfragen abarbeitet. Während die Technologie zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist ihre Funktionsweise speziell in den USA aktuell wieder einmal hoch umstritten. Präsident Donald Trump ortet „rigged“, also zurechtgebastelte und ihm feindlich gesonnene, Suchranglisten. Die dezentere Washington Post kategorisierte die Google-Algorithmen in einem ausführlichen Bericht jüngst zumindest als „noch immer zutiefst mystisch“.
Pandu Nayak sieht das naturgemäß anders. Man habe im Team eine „ganz gute Vorstellung, wie der Algorithmus funktioniert“. Und ja, er klinge jetzt wie ein „stuck record“, also eine hängengebliebene Schallplatte, sagt Nayak mitten im Gespräch mit der Kleinen Zeitung – aber es gehe Google in Wahrheit stets um das Zusammenspiel zweier Dogmen: „Wir wollen relevante Suchergebnisse von verlässlichen Quellen anzeigen“. Freilich sei die Technologie über die Jahre „komplexer geworden“. Aber aus den einst zehn Millionen Webseiten, die Google indexierte, wurden ja mittlerweile auch „einige Billionen“.
Dann lässt Nayak doch ein wenig hinter die Fassaden blicken. „Aktualität“ etwa sei ein wichtiges Kriterium für eine gute Positionierung in der Google-Suche, lässt er wissen. Ebenso „Verlinkungen“ – innerhalb der eigenen Seite und auf externe Angebote sowie die Verlinkung der eigenen Seite auf fremden Homepages. Außerdem sei die Debatte um individuelle Suchergebnisse zurzeit überbewertet. Nayak: „Jeder denkt, wir personalisieren sehr stark. Die Realität indes ist, dass wir eine sehr eingeschränkte Personalisierung vornehmen“. Zwar sei der Ort des Nutzers der Suchmaschine tatsächlich „sehr wichtig“, dafür gäbe es etwa kaum Ergebnisse, die sich an der eigenen Suchhistorie orientieren.
"Activity Cards", "Collections", "Discover"
Bei Google-Funktionen abseits der klassischen Ergebnisliste werden Suchgewohnheiten dafür bald eine umso wesentlichere Rolle spielen. Stillstand bleibt im Googleversum nämlich ein Fremdwort. „Mehrere Tausend“ Adaptionen wurden an der Suchfunktion bereits vorgenommen, jetzt steht wieder eine größere Umgestaltung an. Zu den Neuerungen, die in den kommenden Wochen eingeführt werden, gehören etwa „Activity Cards“. Diese Karten kombinieren „relevante Ergebnisse“ einer früheren Suche mit aktuellen Suchanfragen, sodass eine vor Tagen gestartete Suche wieder aufgenommen werden kann. Neu sind auch so genannte „Collections“, Sammlungen. Dabei fügen Nutzer passende Inhalte zusammen, Googles Künstliche Intelligenz schlägt ergänzendes Material vor.
Ebenfalls auf bekannten Nutzerinteressen basiert die speziell auf Smartphones ausgerichtete Funktion „Discover“, die den bisherigen „Google feed“ unter der mobilen Suchzeile ablöst und vermehrt automatisch generierte Bilder und Videos auf die Geräte bringt.
Kurzum: Der gehäufte Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll Google helfen, die Nutzer künftig länger an die eigene Plattform zu binden.
Die Kraft der Künstlichen Intelligenz
Gleichzeitig erwartet sich der Konzern auch in Sachen „Spracherkennung“ oder bei „maschinellen Übersetzungen“ Rückenwind durch intelligente Technologien, wie Pandu Nayak erzählt. Dafür werde es für Algorithmen weiterhin „sehr kompliziert“ sein, „Hass oder Falschinformationen zu erkennen“.
Wie Google eigentlich der zunehmenden Kritik begegnet, dass man sich autoritären Regierungen wie jener Chinas andiene, indem man Suchalgorithmen anpasse? Pandu Nayak: „Wir folgen der Rechtslage in den einzelnen Ländern.“