Die Regierung in Washington meldete am Freitag für August 201.000 neue Arbeitsplätze. Das sind 10.000 Stellen mehr als von Experten erwartet und weit mehr als nötig, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Dafür wären einer Faustregel zufolge 120.000 Jobs im Monat ausreichend.
Zugleich zeichnet sich ein größerer Lohndruck ab, der sich in einer höheren Inflationsrate bemerkbar machen dürfte. Die Gehälter stiegen zum Vorjahr um 2,9 Prozent und damit so stark wie seit Juni 2009 nicht mehr. Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz rechnet damit, dass die Notenbank die Zügel bald anzieht: "Eine Zinserhöhung in diesem Monat ist eine abgemachte Sache."
Lohnwachstum war "das fehlende Puzzleteil"
Das Lohnwachstum sei das fehlende Puzzleteil gewesen und nun hinzugekommen, ergänzte Ökonom Jacob Deppe von der Online-Handelsplattform Infinox. Auch die US-Notenbank Federal Reserve will sehen, dass sich der Aufschwung im Portemonnaie der Verbraucher spürbar bemerkbar macht. Einziger Wermutstropfen in den Daten ist die getrennt ermittelte Erwerbslosenquote, die anders als von Experten nicht weiter sank. Sie verharrte bei 3,9 Prozent. Dennoch entspricht dieses Niveau de facto bereits Vollbeschäftigung - dem erklärten Ziel der Fed. Sie hat den Leitzins im Juni angesichts des anhaltenden Aufschwungs auf die Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent angehoben und zwei weitere Schritte nach oben für das zweite Halbjahr ins Auge gefasst.
Der nächste Zinsentscheid steht am 26. September an. Dabei dürften die Währungshüter auch auf die wirtschaftlichen Folgen des Handelsstreits blicken. US-Präsident Donald Trump hat zusätzliche Einfuhrzölle auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar angedroht, Peking kündigte für diesen Fall bereits Vergeltung an.
Zusätzlicher Schub durch Steuersenkungen?
Doch Analysten gehen davon aus, dass die von Trump angestoßenen Steuersenkungen im Volumen von 1,5 Billionen Dollar sowie verstärkte Regierungsausgaben der Konjunktur soviel zusätzlichen Schub verleihen, dass sie negative Folgen des Handelsstreits wegstecken kann. Dieser Meinung ist auch Ökonom James Knightley von der Bank ING: "Die US-Wirtschaft brummt weiter - trotz aller Sorgen über die Folgen des Protektionismus, der US-Zinserhöhungen und der Schwellenland-Probleme." Er geht davon aus, dass die amerikanische Wirtschaft im dritten Quartal mit aufs Jahr hochgerechnet über drei Prozent wachsen wird, nachdem sie im Frühjahr um 4,2 Prozent zugelegt hatte. "Die Fed wird nicht nur im September die Zinsen erhöhen, sondern einen weiteren Schritt im Dezember folgen lassen", prophezeit Knightley.
Die USA sind nach Ansicht von Fed-Mitglied Eric Rosengren mit weiterhin sehr niedrigen Zinsen allerdings noch nicht gut auf eine Rezession vorbereitet. Denn dann könne die Federal Reserve zur Bekämpfung des Abschwungs ihre Leitzinsen nicht deutlich senken, sagte der regionale Notenbank-Chef von Boston. Er hält ein Zinsniveau von 2,5 bis drei Prozent für angemessen. Das obere Ende dieser Spanne sei am besten.