Seit Jahrzehnten zieht es Technikbegeisterte Ende August nach Berlin. Bei der IFA stellen Konzerne aus der Unterhaltungselektronik ihre neuen Produkte vor. Traditionellerweise sind TV-Geräte ein wichtiger Fokus, IFA leitet sich ja von „Internationaler Funkausstellung“ ab. Auch Hersteller von Haushaltsgeräten sind auf der Messe stark vertreten. Es geht um die Vernetzung von Kühlschrank, Waschmaschine und Co. Seit mehreren Jahren stellen LG, Sony und Huawei ihre Premium-Smartphones für den Herbst vor. Samsung wird sein gerade erst präsentiertes Galaxy Note 9 herzeigen und die intelligente Uhr, Galaxy Watch. Diese muss sich die Aufmerksamkeit der Besucher mit den großen Produzenten von Fitness-Armbändern wie Fitbit, Garmin und Polar teilen.

Was viele der Geräte gemeinsam haben: Unter der Haube steckt Sensortechnologie aus Österreich. Die ams AG aus Premstätten hat einen Marktanteil von 50 Prozent bei sogenannten optischen Sensoren. Diese sind in zahlreichen Smartphones verbaut. „Man merkt es, wenn man das Handy gegen das Licht hält. Dann wird das Display dunkler“, sagt Thomas Riener, Vice-President für Color & Spectral Sensing bei ams. „Was sich gerade bei Mobiltelefonen durchsetzt ist das True-Color-Display. Je nach Umgebungslicht werden Bilder anders angezeigt.“ Man könne Farben auch auf Oberflächen messen. „Wir arbeiten an Anwendungen, bei denen eine Frau mit dem Handy ihre Hautbarbe misst und das System ihr vorschlägt, welches Make-up oder welchen Lippenstift am besten zum Hautton passen.“

Lieferant für den größten Hersteller aus China

Eine farbige LED am Handy oder Armband durchleuchtet dabei die Haut. Ein Sensor misst die Farbe, die reflektiert wird. Auf diesem Prinzip basiert auch die Pulsmessung bei Fitness-Trackern. „Alleine in diesem Segment liefern wir jährlich Produkte im zweistelligen Millionenbereich“, sagt Riener. Hersteller nennt er nicht. „Nur so viel, wir sind beim größten Chinesen drinnen.“ Laut Marktforschern der International Data Corp (IDC) dominiert das US-Unternehmen Fitbit den Markt für Fitness-Tracker, gefolgt vom chinesischen Konzern Xiaomi mit dem „Mi Band“.

In diesem Feld arbeitet die ams AG an einer neuen Anwendung: der 24-Stunden-Blutdruck-Messung. „Die Sensorik und die Algorithmen sind fertig“, erklärt Riener. Denn neben Sportlern und Fitnessbegeisterten tue sich bei Wearables ein neuer Sektor auf: „Produkte entwickeln sich in eine Richtung, die auch eine medizinische Funktion im Sinne eines Patientenmonitorings erlauben.“ Solche Geräte bräuchten natürlich eine medizinische Zertifizierung. Die Sensoren zeichnen einerseits ein EKG-Signal, den Puls, auf. Andererseits wird ein Photoplethysmogram gemacht. Dieses PPG-Verfahren misst die Veränderung des Volumens in den Adern. „Aus einer Kombination der Messungen kann man den Blutdruck sehr gut herleiten“, erklärt Riener. In einem weiteren Schritt wäre es möglich, auf den Zustand der Aterien zu schließen, auf die „Verkalkung“.

Der „Heilige Gral“ der Wearables sei aber der Zucker. „Es gibt am Markt ein großes Interesse dran, den Blutzucker ohne Nadel zu messen“, sagt Riener. Eine Blutanalyse ohne Blut würde Millionen Zuckerkranken helfen. „Hier ist man aber noch bei der Methodensuche. Das dauert noch Jahre.“

Viele Innovationen im TV-Bereich

Die Veranstalter der IFA versprechen heuer eine „wahre Innovationsflut“. Seit Jahrzehnten ein Publikumsmagnet sind die Neuvorstellungen im TV-Bereich. Hier werden Geräte mit 8K-Auflösung vorgestellt, die das Bild mit 16 Mal mehr Pixel als bei Full-HD darstellt. Das Fernsehprogramm kann das freilich noch nicht bieten. Auf der Messe sind auch Google und Amazon vertreten. Die beiden Konzerne matchen sich gerade im Bereich der Sprachsteuerung. Amazons Alexa ist auf allen Fire-TV-Sticks verfügbar. Googles Android treibt zahlreiche Smart-TV-Geräte an, Google Assistant inklusive.

Im Haushalt ist Vernetzung das Schlagwort. Neben dem Kühlschrank, der selbstständig einkauft stehen Geräte für ein gesünderes Leben wie Heißluft-Fritteusen hoch im Kurs.

Auch autonomes Fahren wird wird heuer eine größere Rolle spielen. Autohersteller und Elektronikunternehmen werden auf der Fachtagung „Shift Automotive“ über die Zukunft der Mobilität diskutieren.

Im Fokus der Öffentlichkeit sind auch immer die Smartphones. Offizielle Ankündigungen gibt es nicht, doch es wird damit gerechnet, dass Sony in Berlin das Xperia XZ3 präsentieren wird. Von Huawei erwartet man einen Nachfolger in der Mate-Reihe. Der direkte Konkurrent, das Samsung Galaxy Note 9, wurde gerade erst vorgestellt und wird auch bei der IFA zu besichtigen sein.