Die geplante Fusion der Warenhauskonzerne Karstadt und Kaufhof wackelt. Das bestätigten mit der Verhandlung vertraute Personen der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) habe dem kanadischen Kaufhof-Mutterkonzern Hudsons's Bay Company (HBC) verklausuliert ein Ultimatum bis zum 30. September gestellt.
Bis dahin soll HBC die der Landesbank vor drei Jahren zugesagten Kreditbedingungen erfüllen. Falls nicht, könnte die LBBW laut "SZ" den Kredit von 1,34 Milliarden Euro fällig stellen. Dies würde das Unternehmen aber vor Schwierigkeiten stellen, heißt es. Solange HBC der Bank Antworten schuldig bleibe, wackele auch die geplante Fusion.
Online-Handel übt Druck aus
Eines der wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung ist demnach die Geschäftsentwicklung von Kaufhof. HBC hatte den Banken um die LBBW Gewinne versprochen, doch mehrten sich zuletzt nach "SZ"-Informationen die Verluste.
Die Warenhausketten stehen aufgrund des wachsenden Online-Handels sowie durch immer mehr Einkaufszentren in den Innenstädten unter Druck. Durch den Zusammenschluss der beiden Rivalen sollen Kosten gespart werden. Außerdem entfielen teure Rabattschlachten. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Filialen, Karstadt rund 80.
Vergangene Woche hatte es geheißen, die Verhandlungen über eine Fusion von Karstadt und Kaufhof näherten sich der Zielgeraden und die Verträge zwischen dem kanadischen Kaufhof-Mutterkonzern Hudsons's Bay Company (HBC) und der Signa-Gruppe von Karstadt-Eigentümer René Benko könnten bereits im September unterzeichnet werden.
Benkos langes Bemühen
Benko versucht seit Jahren, den angeschlagenen Kaufhaus-Konzern zu übernehmen. Der Immobilieninvestor hat in Österreich erst kürzlich die angeschlagenen Möbelketten Kika und Leiner von Steinhoff übernommen.
Signa sollte demnach 50,1 Prozent des Gemeinschaftsunternehmens und damit auch die Führung des neuen deutschen Warenhausriesen übernehmen. Es sollten nicht nur Anteile an Kaufhof, sondern auch die von HBC in den Niederlanden gegründete neue Warenhauskette Hudson's Bay und der europäische Ableger der Outlet-Kette Saks Off 5th einfließen. Beide gelten als wenig erfolgreich.
Kartellamt will prüfen
Auch das deutsche Bundeskartellamt will indes einen möglichen Zusammenschluss der beiden Warenhausketten untersuchen. Es würde sich um eine große Fusion handeln, die sich das Kartellamt ansehen werde, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt am Montag in Bonn.
Dabei würde das Kartellamt sowohl die Stellung der beiden Warenhausketten in regionalen Märkten in Deutschland als auch ihre Position im Wettbewerb mit Online-Händlern unter die Lupe nehmen, sagte Mundt. Für eine Bewertung müssten viele Daten gesammelt werden. Wie lange die Behörde genau für eine Untersuchung brauchen würde, wurde nicht klar.
Das Kartellamt hat aber bis zu vier Monate Zeit, wenn die Eigner der Ketten - die kanadische Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner Rene Benko - ihre Pläne zur Prüfung angemeldet haben. Beide haben sich Insidern zufolge bereits auf Grundsätze einer Fusion verständigt, letzte Details müssen aber noch geklärt werden.