Hitze und Trockenheit haben die Wasserführung in den Flüssen und damit auch die Stromerzeugung aus Wasserkraft in den Laufkraftwerken reduziert. Thermische Kraftwerke werden vermehrt zur Stabilisierung der Stromnetze eingesetzt. Generell wird im Sommer aber auch weniger Strom verbraucht.

In Wien steigt der Verbrauch wegen des vermehrten Einsatzes von Klimaanlagen, es wurden heuer aber kein neuer Rekord erzielt. In Niederösterreich werden Klimaanlagen zunehmend mit Sonnenstrom vom eigenen Dach betrieben.

Die Laufkraftwerke in Österreich produzieren derzeit um rund 2.000 Megawatt (MW) niedriger als üblicherweise im August, sagte Johannes Mayer, Abteilungsleiter Volkswirtschaft in der E-Control, am Donnerstag zur APA. Normal werde in Laufkraftwerken mit rund 4.500 MW produziert, aktuell seien es nur rund 2.500 MW. Der Bedarf liege im August üblicherweise bei 8.000 MW, im März beispielsweise seien es rund 10.000 MW.

60 Prozent weniger Wasser in Donau

Der Verbund spürt zwar die Trockenheit, nach der guten Wasserführung im Frühjahr liege die Wasserkrafterzeugung aber im Gesamtjahr nur um 2 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt, hieß es aus dem Unternehmen zur APA. Teilweise habe die Stromerzeugung in den Donaukraftwerken 55 Prozent der im August üblichen Werte erreicht. Derzeit fließe pro Sekunde rund 850 m3 Wasser die Donau hinunter, das sind um fast 60 Prozent weniger als üblicherweise um diese Jahreszeit. Dies wirke sich aber nicht 1:1 auf die Wasserkrafterzeugung aus. Der Sommer sei traditionell erzeugungsschwächer, die Kraftwerke seien auf 2.500 bis 2.700 m3 ausgelegt.

Um die Versorgungssicherheit müsse man sich keine Sorgen machen. Auch in kalten Wintermonaten kann es laut Verbund und E-Control zu vergleichbaren Situation kommen. Die Pumpspeicherkraftwerke seien wie für diese Jahreszeit üblich zu drei Viertel gefüllt und laufen, so der Verbund. Das Gaskraftwerk im steirischen Mellach werde derzeit täglich eingesetzt, vor allem zur Netzstabilisierung.

Gaskraftwerke als Stabilisator

Auch die Wien Energie setzt ihre Gaskraftwerke verstärkt zur Netzstabilisierung ein. Die KKW-Anlagen Donaustadt und Simmering seien während der aktuellen Hitzephase verstärkt zur Stabilisierung des österreichischen Hochspannungsnetzes abgerufen worden, hieß es aus der Wien Energie zur APA. Im August seien sie heuer 40 mal eingesetzt worden, im August des Vorjahres waren es 27 mal. Die Wasserkraftwerke der Wien Energie lägen derzeit bei rund einem Drittel ihrer Maximalleistung.

Bei der EVN ist das Gaskraftwerk Theiß seit Mitte Juli praktisch permanent Einsatz. Die Kleinwasserkraftwerke erzeugen deutlich weniger als im Sommer üblich, aktuell seien es rund 20 bis 25 Prozent der Leistung verglichen mit rund 35 bis 40 Prozent in einem durchschnittlichen Sommer, hieß es aus dem Unternehmen zur APA. Heute sei der Leistungsbedarf zur Mittagsspitze bei rund 1.200 MW gelegen, davon seien rund 300 MW über Windkraft, 150 MW über Photovoltaik und Biomasse, 430 MW aus Theiß und der Rest aus Wasserkraft gekommen. An Reservekapazitäten zur Netzstabilisierung in Österreich hat die EVN 430 MW für die Sommermonate kontrahiert, bei der Wien Energie sind es bis zu 1.400 MW.

Im Großraum Wien treiben die Hitze und der vermehrte Einsatz von Klimaanlagen den Stromverbrauch nach oben, vermehrt eingesetzt wird auch Fernkälte. Laut Wien Energie liegt der tägliche Stromverbrauch an Tagen mit mehr als 32 Grad Celsius über 33.000 Megawattstunden (MWh), das sind 2.000 MWh mehr als durchschnittlich bei 25 Grad.

Fernkälte

Der heurige Sommer-Rekordtag war der Donnerstag 9. August, als es in Wien 35 Grad hatte, mit einem Stromverbrauch von 33.200 MWh. Ein langjährige Rekord sei damit aber noch nicht eingestellt worden, denn dieser Wert sei am 28. Juni 2017 um 150 MWh überschritten worden. In den Fernkältezentralen der Wien Energie sei von 1. Juli bis jetzt um rund 20 Prozent mehr Kälte abgerufen worden als im Vorjahreszeitraum. Seit 2007 hat die Wien Energie 16 Fernkältezentralen über die Stadt verteilt errichtet, heuer kamen drei neue dazu. Es werde im Sommer weiterhin rund 15 Prozent weniger Strom verbraucht als im Winter.

In Niederösterreich wird der Stromverbrauch von Klimaanlagen zu einem großen Teil aus Photovoltaik-Anlagen gedeckt, heißt es aus der EVN.

Die Landwirtschaftskammer wies heute in Aussendung darauf hin, dass Biomassekraftwerke - konkret Holzkraftwerke - immer Strom lieferten, auch bei Dürre, Flaute oder Dunkelheit. Doch gerade die Holzkraftwerke kämpften in Österreich ums Überleben, gefordert werden daher wirtschaftliche Nachfolgetarife in der Ökostromförderung. "Denn man kann nicht immer nur von der Energiewende reden, man muss Taten setzen", so Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. Die Anlagen lieferten zudem nicht nur Strom, sondern auch Wärme "und das unabhängig vom jeweiligen Wetter oder der jeweiligen Jahreszeit."