Seit Juni ist Monsanto ein Teil des deutschen Bayer-Konzerns. Die 2016 angekündigte Übernahme hat sich der Chemieriese die Rekordsumme von rund 56 Milliarden Euro kosten lassen. Die in der Vorwoche gegen Monsanto verhängte Strafe sorgte zu Wochenbeginn für einen massiven Einbruch der Bayer-Aktie. Der Kurs sackte zeitweise um fast 14 Prozent ab und schloss mit einem Minus von 10,3 Prozent. Damit wurden an einem Tag über neun Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet.
Wie berichtet, wurde Monsanto im Rechtsstreit mit einem Krebspatienten in den USA wegen verschwiegener Risiken seiner Unkrautvernichter zu Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe verurteilt. Die Mittel hätten „wesentlich“ zur Krebserkrankung des ehemaligen Hausmeisters Dewayne Johnson beigetragen, befand ein Geschworenengericht. Monsanto kündigte Berufung an, doch es droht ein langer Gerichtsstreit. Auch Bayer kritisierte das Urteil. Es wurden bereits weitere Klagen gegen Monsanto zugelassen, das Urteil könnte Signalwirkung haben.
Für die zentrale Streitfrage, ob das Herbizid Glyphosat krebserregend ist, hat das Urteil indes nur begrenzte Aussagekraft. Anders als die Jury im aktuellen Fall zeigt sich etwa der US-Bundesrichter Vince Chhabria, bei dem viele Sammelklagen gebündelt sind, skeptisch, ob die Beweislage einen Zusammenhang wirklich eindeutig belegen kann. Letztlich ist das Urteil im Fall Johnson - so aufsehenerregend es auch sein mag - nur eines von vielen, die noch folgen werden. Und es ist keineswegs klar, wie die anderen Verfahren verlaufen werden.
Zulassung in der EU bleibt
Heimische Umweltschutzorganisationen haben das Schadenersatz-Urteil in den USA gegen den Agrarkonzern Monsanto wegen des Herbizids Glyphosat begrüßt. "Die Argumentation der Anklage hat die Jury offenbar überzeugen können", sagte Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker bei Global 2000, in einem Statement an die APA. Auch Greenpeace forderte am Montag erneut ein Aus von Glyphosat in Österreich.
Betrachtet man das Verfahren genauer, so werde offensichtlich, in welchem Ausmaß hier die Pestizidindustrie seit Jahrzehnten höchst manipulativ arbeite, betonte Burtscher-Schaden. "Die Anklage verließ sich nämlich in erster Linie auf Monsanto-interne E-Mails, Aktennotizen und andere Dokumente, die zu einem Teil während des Verfahrens öffentlich zugänglich gemacht wurden und als 'Monsanto-Papers' bekannt geworden sind."
Kritik aus Frankreich
In Europa bleibt die Zulassung des Mittels dennoch aufrecht. Die EU-Kommission verwies am Montag in Brüssel auf die Entscheidung vom Dezember, das Mittel grundsätzlich weitere fünf Jahre am Markt zu lassen. Es liege aber in der Hand der Mitgliedsstaaten, Lizenzen für die Nutzung zu erteilen.
Die Chancen, nach Ablauf der fünf Jahre eine weitere Zulassung zu bekommen, schwinden freilich. Auch weil immer mehr Regierungspolitiker in der EU sich kritisch zu Glyphosat äußern. So hat Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot das Glyphosat-Urteil mit harten Worten begrüßt. "Das ist der Anfang vom Ende der Arroganz dieses verfluchten Paars Monsanto-Bayer", sagte er in der Zeitung "Liberation" am Montag. Das Urteil mache sichtbar, dass es Monsantos verstecktes Ziel sei, "die Nahrungsressourcen des Planeten zu schröpfen".