Der Funke lässt sich mit dem Überspringen etwas Zeit. Dabei ist aller Anfang einfach – zumindest technisch betrachtet.
Fein verpackt angekommen, ist Googles internetbasierter Lautsprecher „Home“ nur Minuten später bereits voll einsatzfähig. Die App Google Home heruntergeladen, den Lautsprecher an die Steckdose angehängt, die Geräte gekoppelt, und los geht’s mit dem fröhlichen Gedankenaustausch.
Und der klingt am Anfang häufig so: „Hey, Google“ – Home wird aktiviert und signalisiert Aufmerksamkeit mit leuchtenden Punkten – Nutzer M. stellt tiefschürfende Frage – „Entschuldige, ich bin nicht sicher, wie ich da helfen kann.“ Oder: „Okay, Google“ (funktioniert als Signalbegriff deckungsgleich mit „Hey, Google“) – Home wird aktiviert und signalisiert Aufmerksamkeit mit leuchtenden Punkten – Nutzer M. stellt außergewöhnlich tiefschürfende Fragen – „Entschuldigung, da kann ich noch nicht weiterhelfen. Mein Team hilft mir beim Lernen.“
Gerät lernt dazu
Für das erste Erfolgserlebnis sorgt ein Eintrag auf der „Einkaufsliste“. Nachdem Pfeffer als „Feffa“ und Eier als „Timer“ notiert werden, landet „Speisesalz“ exakt als solches am digitalen Spickzettel. Der natürlich einfach mit anderen Nutzern geteilt werden kann. Mit der Zeit aber, das Gerät lernt ständig selbst dazu und die Sprache des Nutzers so besser kennen, wird das Verständnis füreinander größer und die Konversation ertragreicher. Auch, weil der Fragesteller dazu neigt, Stöckchen zu werfen, anstatt Steine in den Weg zu legen. Jedenfalls kennt Google Home den Bundespräsidenten, den Chef der OMV, weiß vom anstehenden Sturm-Spiel gegen Hartberg, übersetzt „Ich heiße Markus“ problemlos ins Italienische und berichtet topaktuelle Börsenkurse.
Wirklich praktisch ist das Gerät als Neuzeit-Wurlitzer. Rasend schnell und mit feinem Ton wird der Befehl umgesetzt, Radiosender – auch internationale – oder aktuelle Alben der Lieblingsmusiker abzuspielen. „Mein Tag“ lässt den Lautsprecher Kalender-Termine und Nachrichten aufsagen, als Wecker funktioniert der neue Mitbewohner zuverlässig.
200.000 Österreicherinnen und Österreicher, so ließ es der Handelsverband jüngst wissen, verwenden bereits internetbasierte persönliche Assistenten wie Google Home. Tendenz deutlich steigend. Marktführer ist Amazon, das mit seinen Echo-Geräten seit geraumer Zeit Wohnzimmer und Küchen erobert. Google zieht jetzt mit Home in Österreich nach, Apples HomePod lässt hierzulande noch auf sich warten.
Unerwünschter Zuhörer
So schnell und unaufhaltsam der Aufstieg scheint, so zweifelhaft ist nach wie vor der Ruf der analog-digitalen Vielkönner. Auch Google kämpfte knapp vor dem offiziellen Verkaufsstart mit einem peinlichen Vorfall und gegen das Bild als nimmersatte Datenkrake. Ruchbar wurde, dass ein Home Mini – der kleine Bruder des Home – nicht nur auf den Befehl „Okay, Google“ reagierte, sondern unkontrollierbar aufzeichnete. Im „Aktivitätenprotokoll“ fand ein Nutzer Tausende Einträge, die das Mini-Gerät an Googles Server gesendet hatte. Der Konzern reagierte prompt und spielte ein Software-Update ein, der schale Beigeschmack freilich blieb.
Am Ende des eigenen Tests steht der Blick auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Mit anfänglicher Skepsis bedacht, überraschte der um die 140 Euro teure Lautsprecher immer wieder als nützlicher Charmebolzen. Geprägt war die Zeit von Aha-Momenten und launigen Missverständnissen.
Etwa, als Home auf die trickreiche Bitte, doch „romantische Musik zu streamen“, eine Nummer der Indieband „Erregung Öffentlicher Erregung“ auflegte. Am Ende werden wir uns also – vorerst – wieder trennen.
Hey, Google! Sorry.