Der Abstand zwischen der Vergütung von Topmanagern und ihren Mitarbeitern ist einer Studie zufolge in Deutschland den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Vorstände von DAX-Unternehmen verdienten im vergangenen Jahr im Schnitt 71-mal so viel wie ein durchschnittlicher Beschäftigter in ihrer Firma, so das Ergebnis der Studie der Hans-Böckler-Stiftung. 2014 war es demnach noch das 57-Fache.
Die Bandbreite bei den einzelnen Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) ist dabei sehr groß: Im vergangenen Jahr reichte sie vom 20-Fachen bei der Commerzbank bis zum 159-Fachen bei der Deutschen Post.
Einen Vergleich zwischen Vorstandsgehalt und Gehalt eines Angestellten gibt es für Österreich in dieser Form zwar nicht, doch erhob die Unternehmensberatung hkp Group, wie viel die Chefs der ATX-Unternehmen, also der an der Wiener Börse notierten Firmen, pro Jahr an Gage erhalten. Das lesen Sie hier.
Ein am Mittwoch veröffentlichter OECD-Vergleich zeigt außerdem, dass das Lohnwachstum für Beschäftigte in Österreich zurückbleibt und die Reallöhne gesunken sind. Ein Grund dafür ist unter anderem die Zunahme von Niedriglohnjobs.
97 Mal so viel wie der Durchschnitt der Belegschaft
Das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) der Hans-Böckler-Stiftung berechnete die sogenannte Manager-to-Worker-Pay-Ratio zum fünften Mal seit 2005. In den zwölf Jahren bis 2017 ist der Gehaltsabstand zwischen Topmanagern und einem Durchschnittsbeschäftigten demnach um rund 70 Prozent gewachsen. 2005 bekam ein Vorstandsmitglied im DAX im Schnitt 42-mal so viel wie ein Beschäftigter.
IMU-Expertin Marion Weckes berechnete erstmals auch den Unterschied zwischen den Vergütungen von Unternehmenschefs - die im Vorstand am meisten verdienen - und durchschnittlichem Angestellten. Im vergangenen Jahr verdiente ein Dax-Chef demnach 97-mal so viel wie der Durchschnitt der Belegschaft. Deutsche-Post-Chef Frank Appel führt die Liste mit dem 232-Fachen Einkommen an, darauf folgen die Chefs von HeidelbergCement, Adidas, Daimler und SAP. Schlusslicht ist die Commerzbank - Chef Martin Zielke bekam das 25-Fache.
Deutsche Unternehmen müssen nicht angeben, wie das Verhältnis zwischen Vorstandsvergütung und durchschnittlichem Verdienst im Unternehmen ausfällt. Weckes monierte dies und forderte die Bundesregierung auf, mit der anstehenden Umsetzung der EU-Aktionärsrichtlinie in deutsches Recht für mehr Transparenz zu sorgen. "Das ist auch mit Blick auf das Gerechtigkeitsempfinden und die Motivation der Belegschaften wichtig."