Im Lichte des Zollkonflikts mit den USA verstärkt die deutsche Industrie den Druck auf die Berliner Regierung, rasch ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südamerika abzuschließen. "Durch den Abbau von Zöllen würden europäische Unternehmen dabei jährlich mehr als vier Milliarden Euro einsparen", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf.
Seit 1999 wird über eines der größten Freihandelsabkommen der Welt zwischen der Europäischen Union und dem südamerikanischen Mercosur-Bund diskutiert, aber immer wieder stockten die Verhandlungen, vor allem wegen des Streits über den Agrarsektor. In Österreich warnten Bauernvertreter zuletzt vorm Abkommen. "Aus Sicht der Landwirtschaft gibt es hier viele Problemfelder, die dieses Abkommen aus meiner Sicht schwierig machen", sagte Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) im Frühjahr.
"Fast zwei Jahrzehnte nach Beginn der Verhandlungen zwischen der EU und dem Mercosur müssen beide Seiten endlich den politischen Willen aufbringen, jetzt ein Abkommen abzuschließen", sagte der deutsche Industrielobbyist Kempf. Das sei auch ein Signal gegen den zunehmenden Protektionismus weltweit.
Wegen immer neuer Strafzolldrohungen von US-Präsident Donald Trump - so droht er mit 20 Prozent Einfuhrzoll auf alle Autos aus Europa - suchen Unternehmen händeringend nach dem Ausbau ihrer Geschäfte in anderen Märkten.