Der Leiner ist jetzt seiner: Nach tagelangen Detailverhandlungen und eingehender Prüfungen hat der Tiroler Immobilienentwickler Rene Benko mit seiner Firmengruppe Signa den Kauf der beiden Möbelhandelsketten Kika und Leiner endgültig fixiert. Der Deal wurde bereits bei den Wettbewerbshütern angemeldet. Ein neuer Warenkreditversicherer ist in Sicht, das Urlaubsgeld für die Mitarbeiter gesichert.

Standort- und Beschäftigungsgarantie gibt es aber nicht. Die Möbelketten haben einen erheblichen Restrukturierungsbedarf. Kika und Leiner verzeichneten zuletzt Umsatzrückgänge und Verluste. Bereits im März wurde die Schließung von vier Standorten angekündigt. Wie viele noch dazukommen, ist derzeit nicht klar.

"Wir sind sehr froh, dass eine Vertragsunterzeichnung zustande gekommen ist und hoffen, zeitnah ausführliche Informationen zu bekommen. Für uns ist natürlich von großer Bedeutung, dass wirklich alle Standorte und damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben", so Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende bei Kika.

Leiner-Betriebsrat Karl Vogl wird sich nach eigenen Informationen nächste Woche mit Kika/Leiner-Chef Gunnar George treffen, um weitere Informationen zu bekommen. Vogl zeigte sich aber zuversichtlich: "Ich glaube nicht, dass er (Benko, Anm.) etwas kauft, um dann zuzusperren."

Vogl räumte aber ein, dass Umstrukturierungen kommen müssen. Freie Flächen könnten künftig anders genützt werden, etwa für branchenfremde Produkte. Schon jetzt gebe es im Möbelhandel nicht nur Möbel, sondern auch Elektroartikel. "Man muss ja nicht 40 Küchen ausstellen, es reichen auch 25", sagte Vogl. So könnte man die Produktivität steigern. Auch dem Thema Internet werden sich die Ketten verstärkt stellen müssen.

Signa übernimmt das operative Geschäft der beiden Möbelketten zu einem symbolischen Betrag. Anders ist das mit den Immobilien, in denen Kika und Leiner eingemietet sind. Eigentümerin der Objekte ist die Steinhoff-Tochter Hemisphere. Es geht um 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa. Die Objekte werden laut Aussendung von Steinhoff nach aktuellem Stand (Bilanz vom 30. Juni 2018) mit 490 Mio. Euro bewertet.

Rechnet man den Kaufpreis von 490 Millionen Euro für die Immobilien und einen Sanierungsbeitrag von über 100 Millionen Euro zusammen, so lässt sich Signa den Deal über 600 Millionen Euro kosten. Allerdings finden noch weiter Bilanzprüfungen statt. Je nachdem wie diese ausfallen, könnte Signa das ganze Immobilienpaket oder auch nur Teile davon kaufen, oder entscheiden, Kika und Leiner lediglich mit Mietverträge fortzuführen. Frist für die Grundsatzentscheidung über den Kauf der Immobilien ist der 15. August.

Das Closing des Immobiliendeals soll keinesfalls vor dem 30. September erfolgen. Sollte es aber bis inklusive 2. Jänner 2019 zu keinem Abschluss kommen, können beide Seiten vom Verkauf der Immobilien zurücktreten.

Kika/Leiner-Chef Gunnar George konnte am Freitag auch positives vermelden: Die Verträge mit dem Warenkreditversicherer würden heute unterzeichnet und alle Lieferanten noch am Abend per Brief informiert.

Anfang Juni hatte der deutsche Versicherer Euler Hermes entschieden, etwaige Forderungsausfälle für Kika/Leiner-Lieferanten nicht mehr abzusichern. Der Rückzug von Euler Hermes hatte Kika/Leiner neben der Krise der Konzernmutter Steinhoff zusätzlich unter Druck gebracht.

Auch die Ende Juni fälligen Urlaubsgelder für die rund 5.000 Mitarbeiter in Österreich können zeitgerecht ausgezahlt werden, bestätigte der Kika/Leiner-Chef. Aufatmen dürfen neben den Beschäftigten auch die etwa 36.000 Kunden, die laut "Trend" rund 40 Millionen Euro an Anzahlungen für Küchen, Wohnlandschaften & Co. geleistet haben.

In den nächsten Wochen müssen dem Deal noch die Wettbewerbshüter zustimmen. Es wird aber nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel tätig ist. "Aufgrund der Dringlichkeit hat das für uns Priorität und wir werden eine schnelle Prüfung sicherstellen", sagte BWB-Chef Theodor Thanner.