Nachdem der Verkauf von Kika/Leiner an die Signa Gruppe des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko nun offiziell fixiert ist, verfügt die Möbelkette auch demnächst wieder über eine Warenkreditversicherung. Die Verträge mit dem Warenkreditversicherer würden heute unterzeichnet und alle Lieferanten noch am Abend per Brief informiert, sagte Kika/Leiner-Chef Gunnar George.

Den Namen des Warenkreditversicherers wollte George auf Nachfrage nicht nennen. Anfang Juni hatte der deutsche Versicherer Euler Hermes entschieden, etwaige Forderungsausfälle für Kika/Leiner-Lieferanten nicht mehr abzusichern. Ohne Warenkreditversicherung können Hersteller ihre Lieferungen nur auf eigenes Risiko oder gegen Vorkasse an den Händler liefern. Der Rückzug von Euler Hermes hatte Kika/Leiner neben der Krise der Konzernmutter Steinhoff zusätzlich unter Druck gebracht. Aufgrund der finanziell angespannten Lage verkaufte Steinhoff die heimische Möbelkette in einer Notaktion an Signa.

"Umfassendes Sanierungs- und Zukunftskonzept"

Auch die Ende Juni fälligen Urlaubsgelder für die rund 5000 Mitarbeiter in Österreich können zeitgerecht ausgezahlt werden, bestätigte der Kika/Leiner-Chef. In den nächsten zwei bis drei Wochen müssen noch die Wettbewerbshüter dem Deal zustimmen. Es wird aber nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel tätig ist.

Nach dem grünen Licht der Wettbewerbshüter wollen die neuen Eigentümer mit der Kika/Leiner-Geschäftsführung ein "umfassendes Sanierungs- und Zukunftskonzept" erarbeiten. Es gehe darum, die Flächenproduktivität zu steigern. Zuletzt waren die Umsätze rückläufig.

Der normalerweise im Juni publizierte Jahresabschluss von Kika und Leiner wird sich aufgrund der Bilanzierungsschwierigkeiten der ehemaligen Mutter Steinhoff wahrscheinlich bis Ende des Jahres verzögern, erwartet der Kika/Leiner-Chef. Erst wenn Steinhoff eine Bilanz lege, könne Kika/Leiner dies auch tun.

Betriebsräte hoffen auf Infos in der nächsten Woche

"Wir sind sehr froh, dass eine Vertragsunterzeichnung zustande gekommen ist und hoffen, zeitnah ausführliche Informationen zu bekommen. Für uns ist natürlich von großer Bedeutung, dass wirklich alle Standorte und damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben", so Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende bei Kika, in einer der APA übermittelten schriftlichen Stellungnahme.

Leiner-Betriebsrat Karl Vogl wird sich nach eigenen Informationen nächste Woche mit Kika/Leiner-Chef Gunnar George treffen, um weitere Informationen zu bekommen. Vogl zeigte sich im APA-Gespräch aber zuversichtlich: "Ich glaube nicht, dass er (Benko, Anm.) etwas kauft, um dann zuzusperren."

Vogl räumte aber ein, dass Umstrukturierungen kommen müssen. Freie Flächen könnten künftig anders genützt werden, etwa für branchenfremde Produkte. Schon jetzt gebe es im Möbelhandel nicht nur Möbel, sondern auch Elektroartikel. "Man muss ja nicht 40 Küchen ausstellen, es reichen auch 25", sagte Vogl. So könnte man die Produktivität steigern. Auch dem Thema Internet werden sich die Ketten verstärkt stellen müssen.

Signa nimmt bis zu 600 Millionen Euro in die Hand

Von Signa gebe es ein fixes und starkes Bekenntnis, den Betrieb weiterzuführen. "Signa war der einzige ernst zu nehmende Interessent, der die Unternehmen weiterführen wollte", sagte Markus Fellner, Anwalt der Steinhoff-Gruppe in Europa, zur APA. Allerdings sei eine Restrukturierung nötig: "Der eine oder andere Standort muss sicher geschlossen werden."

Über nötige Beiträge Signas zur Sanierung gibt es keine offiziellen Aussagen, aber in Verhandlerkreisen wurde der APA bestätigt, dass es sich um einen Sanierungsbeitrag von mehr als 100 Mio. Euro handle und daraus ein zweistelliger Millionenbetrag schon in den nächsten Tagen fließen werde. Steinhoff hält in seiner Mitteilung fest, dass es ab sofort davon entbunden ist, den operativen Betrieb von Kika und Leiner zu stützen. Der Mangel an Liquidität hätte "signifikante" weitere Geldeinschüsse erfordert, so Steinhoff.

Klar ist dafür, dass Signa das operative Geschäft der beiden Unternehmen zu einem symbolischen Betrag übernimmt. Anders ist das mit den Immobilien, in denen Kika und Leiner eingemietet sind. Eigentümerin der Objekte ist die Steinhoff-Tochter Hemisphere. Es geht um 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa. Die Objekte werden laut Aussendung von Steinhoff nach aktuellem Stand (Bilanz vom 30. Juni 2018) mit 490 Mio. Euro bewertet. Allerdings finden noch weiter Bilanzprüfungen statt. Je nachdem wie diese ausfallen, könnte Signa das ganze Immobilienpaket oder auch nur Teile davon kaufen, oder entscheiden, für Kika und Leiner lediglich Mietverträge in den Objekten fortzuführen, erläuterte Fellner. Frist für die Grundsatzentscheidung über den Kauf der Immobilien ist der 15. August, heißt es in der Aussendung von Steinhoff.

Rechnet man einen Kaufpreis von 490 Millionen Euro für die Immobilien und einen Sanierungsbeitrag von über 100 Millionen Euro zusammen, so lässt sich Signa den Deal wohl über 600 Millionen Euro kosten.

Der weitere Übernahme-Fahrplan

Der Vertrag sieht einige Fristen vor. So müssen die Zustimmungen der Wettbewerbsbehörden der drei Länder bis zum 30. September 2018 vorliegen, sonst würde der Kauf der operativen Geschäfte platzen. Allerdings wird derzeit nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel dieser Länder tätig ist.

Das Closing des Immobiliendeals soll keinesfalls vor dem 30. September erfolgen. Sollte es aber bis inklusive 2. Jänner 2019 zu keinem Abschluss kommen, können beide Seiten vom Verkauf der Immobilien zurücktreten.