Österreichs größter legaler Cannabis-Produzent verlässt das Land. "Flowery-Field"-Chef Alexander Kristen zieht mit seinem Betrieb nach Italien um, berichtet die "Presse am Sonntag". Begründung: In Österreich sei beim Thema Hanf der Rückwärtsgang eingelegt worden, während Staaten wie Kanada Marihuana gänzlich freigeben oder als Medizin in Apotheken verkaufen, wie etwa in Deutschland.
"Wir wollten wachsen. In Österreich war das leider nicht möglich", zitiert die Zeitung Kristen. Mit seinen Geschäften - jede Woche wurden rund 25.000 Hanf-Stecklinge v erkauft - wandelte Kristen laut dem Bericht stets am Rande des juristischen Graubereichs. Der Besitz von Cannabispflanzen ist in Österreich erlaubt, so lange sie nicht blühen. In der Blüte wird der psychoaktive Stoff THC entwickelt. Dass viele Hobbygärnter deswegen Stecklinge kaufen, sei ein offenes Geheimnis, so die "Presse am Sonntag".
Getragen vom globalen Boom war die Cannabisbranche in Österreich zuletzt dem Zeitungsbericht zufolge im Aufwind. Binnen zwei Jahren hat sich die Zahl der einschlägigen Grow-Shops fast verdreifacht. Während THC tabu bleibt, wird sogenanntes Light-Gras mit dem erlaubten Wirkstoff Cannabidiol (CBD) inzwischen legal verkauft. Eine ganze Branche ist in Lauerstellung, wartet auf die weitere Liberalisierung und das große Geschäft. Vorbilder gibt es genug: So nehmen einige US-Bundesstaaten mittlerweile mehr mit der Besteuerung von Hanf ein als mit Steuern auf Alkohol. Zudem erlauben Dutzende Länder Marihuana zumindest als Medizin.
"Katerstimmung" nach Regierungswechsel
Der Regierungswechsel von rot-schwarz zu schwarz-blau sorgt laut dem Bericht für eine "Katerstimmung" bei den heimischen Hanfbauern. Schließlich steht im Regierungsprogramm, dass der Verkauf von Hanfsamen und -stecklingen verboten werden soll. Offen ist, ob auch das "Light Gras" betroffen sein soll. Laut der Zeitung steht fest, dass eine Millionenbranche vor dem Aus stehe, wenn die Regierung ihr Verbotsvorhaben umsetze.
"Es gibt in Österreich an jeder Ecke einen Grow-Shop. Das hat die Politik alarmiert", sagt Kristen. "Aber wer seine Pflanze zwecks Freizeitkonsum daheim zum Blühen bringt, hält sich vom Schwarzmarkt fern und setzt sich keinen weiteren gesundheitlichen Risiken aus. Ein Verbot von Hanfstecklingen mag politisch reizvoll sein, löst aber das Problem nicht." Zu seinem Auszug in die Toskana sagt der Hanf-Händler aber, dass dieser nicht nur dem möglichen Verbot geschuldet sei. Es gehe ihm um eine nachhaltigere Produktion.
Hatte er im Wiener Umland eine Stromrechnung "einer Kleinstadt", so braucht er in der Toskana in Pietresanta in der Provinz Lucca höchstens im Winter elektrische Lampen. Zudem ist Italien beim Hanf liberaler als Österreich. Er könne von der Toskana aus ganz Europa mit medizinischem Hanf versorgen. In Italien selbst sind Hanfpflanzen als Zierpflanzen erlaubt und die Blüten werden zu medizinischen Zwecken in Apotheken verkauft. Zumindest bei diesem medizinischen Thema werde sich Österreich bewegen müssen, glaubt Kristen.
Ein Verbot hierzulande wäre zudem nicht rach umsetzbar, schreibt Verfassungsjurist Daniel Ennöckl in einem Gutachten. Vier bis fünf Jahre Übergangsfrist müsste die Regierung den Unternehmen wohl mindestens einräumen.