Die Drohungen von US-Präsident Donald Trump mit Strafzöllen für Importfahrzeuge versetzen die deutschen Autobauer in Alarmstimmung. Branchenexperten spielen Varianten durch, wie sich die Hersteller auf Trumps Autopolitik nach dem Motto "America first" einstellen können. Eine Übersicht über mögliche Vorgehensweisen:

ABWARTEN

Viele Hersteller äußern sich zurückhaltend und wollen abwarten, was von Trumps Ankündigungen wirklich Gesetz wird. Experten halten es auch für möglich, dass die Autobauer auf Zeit spielen und womöglich darauf setzen, dass Trump in einigen Jahren von der Bildfläche verschwindet. Davon rät Harald Linné von der Managementberatung Atreus ab: "Man muss davon ausgehen, dass es Trump ernst ist, weil ihm das Handelsungleichgewicht ein Dorn im Auge ist." Auch der Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB geht davon aus, dass Trump seine Pläne umsetzt: "Trumps Politikstil scheint sich immer mehr durchzusetzen. Er hat ja schon gegen China gepunktet." Hatten Branchenexperten bei Trumps ersten Drohungen vor einigen Monaten noch auf eine Entspannung gehofft, scheinen tiefgreifende Veränderungen in den Handelsbeziehungen mit Amerika inzwischen immer wahrscheinlicher.

MIT DEM STRAFZOLL LEBEN

Trump lässt durch das US-Handelsministerium prüfen, ob Fahrzeugimporte die nationale Sicherheit der USA drohen. Dann könnte er auf eigene Faust über Zölle entscheiden. Damit stellt sich die Frage, wie hoch die Abgaben ausfallen. "Wenn sich die Importzölle um ein, zwei Prozent erhöhen, ist es eher eine kosmetische Veränderung", sagt Atreus-Experte Linné. Das werde die deutsche Automobilindustrie dann durch eine höhere Produktion in anderen Regionen wettmachen können. Möglich wäre auch, dass Importe gegen Exporte verrechnet würden, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Trump könnte zum Beispiel Importe aus Kanada und Mexiko nicht mit Abgaben belegen. Das wäre allerdings reine Willkür. "So würde etwa ein VW, der in Mexiko gebaut und in die USA geht, zollfrei sein und das gleiche Modell aus Deutschland mit einem Zoll belegt", schreibt der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen.

PRODUKTION ANPASSEN

Sollte Trump allerdings höhere Aufschläge durchsetzen - das "Wall Street Journal" (WSJ) berichtete von bis 25 Prozent für Autos, Lkw und Autoteile - wären die Folgen gravierender. Dann könnten nach Meinung von Linné sowohl in Deutschland als auch in den USA Arbeitsplätze gefährdet sein. "Die Hersteller werden dann vermutlich nicht weiter in den USA investieren, sondern in Europa oder in China." Damit könne ein Gegeneffekt ausgelöst werden, den Trump nicht anstrebe. "Die deutsche Industrie könnte sagen: Wenn unsere hohen Investitionen in den USA nicht honoriert werden, dann sind wir nicht bereit, weiter in Amerika zu investieren."

Christoph Stürmer von der Beratungsfirma PwC hält ein differenziertes Vorgehen für wahrscheinlicher. "Ich glaube, es wird am Ende eine Kombination von Strategien geben." Denkbar sei, dass man das Produktangebot so ausrichte, dass vor allem Fahrzeuge mit hohen Margen in die USA exportiert und solche mit niedriger Gewinnspanne lokal gefertigt würden. Die in den USA besonders beliebten SUV produzierten die deutschen Hersteller ohnehin bereits in den USA.

LOKALE PRODUKTION IN DEN USA AUSBAUEN

Die Hersteller könnten ihre Produktion in Amerika auch ausweiten und dort weitere Werke bauen. In China hatten hohe Importzölle in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Autobauer dort zahlreiche Werke aus dem Boden gestampft haben. Kurzfristig ist die Verlagerung von Produktion in die USA allerdings kaum möglich. "Ich kann nicht von heute auf morgen ein Werk in die USA setzen", sagt Analyst Schwope. Dafür sei ein Vorlauf von mehreren Jahren nötig.