War Ihr Einstieg bei der Knapp AG lange vorbereitet oder hat sich der Kauf der Anteile von der japanischen Daifuku-Gruppe kurzfristig ergeben?
MARTIN BARTENSTEIN: Daifuku ist ja in Japan börsennotiert. Das war nicht die Arbeit von einigen Tagen, sondern von Monaten. Knapp ist eines der tollsten Industrieunternehmen, die wir in Österreich haben.
Sind Sie bei der Anbahnung dieser Übernahme selbst aktiv geworden?
Die Information, dass Daifuku unter Umständen bereit ist, einen Anteil zu verkaufen, ist an mich herangetragen worden. Ich kenne Knapp direkt und indirekt als hervorragend aufgestelltes Unternehmen. Indirekt deshalb, weil Knapp ja einst auch mit Logistiklösungen für den Pharmagroßhandel groß geworden ist, damit hat die Erfolgsgeschichte begonnen.
Sie sind also auch als Pharmaunternehmer mit den Produkten der Knapp AG vertraut?
Ja, die Bartenstein-Gruppe ist gemeinsam mit der Post bei einem sehr bemerkenswert wachsenden deutschen Diskont-Pharmagroßhändler namens AEP engagiert. Das ist ein völlig neues Business-Modell, wir liegen da nach vier Jahren Anlaufzeit bereits in Reichweite von 500 Millionen Euro Umsatz. AEP hat vom Start weg eine Knapp-Anlage im Einsatz und wird in den nächsten Wochen die Entscheidung über die Verdoppelung der Kapazitäten treffen, wiederum mit einer Knapp-Anlage.
Es war Ihnen also schnell klar, dass sich bei Knapp eine spannende Gelegenheit auftut?
Spannend ist hier nicht der passende Begriff, das klingt für mich immer nach einem kurzfristigen Engagement und schnellem Exit. Das ist für mich als Unternehmer aber sowohl bei Knapp als auch bei anderen Investments ein Fremdwort. Ich bin kein Finanzinvestor, sondern habe langfristiges strategisches Interesse, so soll das auch bei Knapp sein. Das passt sehr gut, da kommt auch Familienunternehmen mit Familienunternehmen zusammen, im besten Sinne des Wortes.
Wie werden Sie sich bei Knapp einbringen, auch strategisch und inhaltlich?
Vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Herbert Knapp, wurde ich eingeladen, in den Aufsichtsrat gewählt zu werden. Soweit es gewünscht ist, bringe ich meine unternehmerische Erfahrung gerne ein. Aber Knapp hat einen ganz ausgezeichneten Vorstand, das Unternehmen entwickelt sich hervorragend, sowohl beim Umsatz als auch bei der Ertragskraft. Operativ engagiert bleibe ich im Bereich der Pharmaindustrie, dabei bleibt es.
Wie hoch war der Kaufpreis?
BARTENSTEIN: Das darf ich nicht sagen, weil es wurde mit Daifuku Vertraulichkeit vereinbart. Wir haben den Kauf Cash, also zur Gänze mit Eigenmitteln, finanziert.
Auch Ihr Engagement und Ihre Investitionen in der Büromöbelbranche war zuletzt sehr häufig Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit.(Anmerkung: über die BGO Holding sind Bartenstein und der Investor Erhard Grossnigg Eigentümer von Bene, Neudörfler und Hali sowie Inhaber der Markenrechte und Produktionskapazitäten der Svoboda GmbH)
Mit geht es nicht um Öffentlichkeit, die hatte ich in 14 Jahren als Minister ausreichend. Ich bin mit Leib und Seele Unternehmer und engagiere mich als Investor auch im Büromöbelbereich. Das ist eine interessante Partnerschaft mit Erhard Grossnigg und es war Schwerarbeit, die operativ nicht von mir geleistet wurde, da die Kartellbehörden von einem Go zu überzeugen. Jetzt haben wir diese Konsolidierung im Büromöbelbereich, die dazu führt, dass gute Unternehmen wie Bene, Neudörfler Hali und Svoboda in Europa eine Rolle spielen können. Der ruinöse Wettbewerb in Österreich hat in den letzten Jahren dazu geführt, auch in Verbindung mit der Finanzkrise 2008, dass alle diese Unternehmen an den Rand der Insolvenz gebracht wurden. Bei Bene und Neudörfler ist uns die Sanierung bereits gelungen, bei Hali wird das auch gelingen. Da ist uns etwas gelungen. Da kann man, ohne allzu theatralisch zu werden, schon sagen, dass diese 1300 Arbeitsplätze, die heute in Österreich da sind, sonst wenig bis nichts übrig geblieben wäre.