Auch wenn das sommerliche Wetterintermezzo der letzten Tage kurz Pause machte: In der Grazer Seifenfabrik schien die unternehmerische Sonne des Landes gestern in voller Pracht. Vor gut 400 Besuchern wurden im Rahmen der Primus-Gala der Kleinen Zeitung Spitzenleistungen steirischer Betriebe ausgezeichnet.
Die Bandbreite der Preisträger 2018 reicht von starken Familienbetrieben wie der Berghofer Mühle (Kategorie "Nachhaltigkeit"), Elektro Vivot ("Mut") und Holler Tore ("Stille Größe") über junge Innovative wie smaXtec ("Geistesblitz") bis zu Hightech- und Industriegrößen wie der ams AG ("Global") und der Voestalpine, die wenige Tage nach dem Spatenstich für ihr neues Stahlwerk in Kapfenberg mit einem Sonderpreis der Kleinen Zeitung ausgezeichnet wurde.
Emotionaler Höhepunkt der Gala war auch heuer die Verleihung des Primus für das Lebenswerk. Mit diesem wurden Margret und Hans Roth prämiert, die im Jahr 1979 auf dem Fundament einer in der Oststeiermark tief verwurzelten Unternehmerdynastie den Grundstein für den Entsorgungsspezialisten Saubermacher legten, das Unternehmen zu einer Branchengröße formten, dabei aber nie die Bodenhaftung verloren haben. Als Laudator fungierte Schauspiellegende Karl Merkatz, dessen Wege sich über die Jahre immer wieder mit jenen der Familie Roth kreuzten. Merkatz: "Mich überrascht, wie viele großartige Unternehmen es hier gibt."
"Beispielgebend für Innovationskraft"
"Die Prämierten sind beispielgebend für die Inspirationskraft des Standorts und sollen durch ihre Haltung zum Unternehmertum beispielgebend und ermutigend wirken", zollte Kleine-Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer den Ausgezeichneten Respekt. Als Zeitung diese Unternehmen beim temporeichen Wandel und ihrer Reise in die Zukunft zu begleiten, sei auch als regionales Leitmedium eine außergewöhnliche Aufgabe, ergänzte Geschäftsführer Thomas Spann. Tatsächlich war die Palette der eingereichten und nominierten Betriebe groß, aus denen eine 28-köpfige Jury schließlich die Gewinner auswählte. "So schwer wie heuer ist die Auswahl noch nie gefallen", war der einhellige Tenor der Juroren.
Die geballte Investitions- und Innovationskraft sieht Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als Spiegelbild der hohen Forschungs- und Entwicklungsdichte in der Steiermark. "Mit einer F&E-Quote von 5,14 Prozent liegen wir an der Spitze der europäischen Regionen", zog er einen internationalen Vergleich. So könne man auch als David im Kampf gegen die globalen Goliaths eine Rolle spielen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz, der zusammen mit der aus der Steiermark stammenden Familien- und Jugendministerin Juliane Bogner-Strauß die Bundesregierung an diesem Galaabend vertrat, unterstrich das innovative Umfeld der steirischen Wissenschafts- und Wirtschaftslandschaft.
Die von ihm geführte Regierungskoalition versuche, mit wirtschaftsfördernden Maßnahmen eine entsprechend standortfreundliche Politik zu machen. Wie die aussieht? "Den Unternehmen zumindest nicht im Weg stehen beziehungsweise durch die Rücknahme von Fehlentwicklungen den Handlungsspielraum wieder vergrößern", (ver-)sprach der Kanzler Deregulierungs- und Reformmaßnahmen – "damit es zumindest nicht schlimmer wird" war sein mit Humor unterlegter Nachsatz. "Denn Österreich muss aufpassen, als Standort international nicht den Anschluss zu verlieren."
Ein Gefahrenszenario, das vor allem durch den Aufbau bürokratischer Mauern getragen wird. "Wir erfinden auf europäischer, auf Bundes- und Landesebene ständig neue Normen, durch die einem die Begeisterung für das Unternehmertum leicht vermiesen oder gar abhandenkommen könnte", kritisierte beispielsweise der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. "Wir dürfen unsere Betriebe nicht zu Tode regulieren", lautete seine Botschaft Richtung Bund, wobei aber auch er eingestand, "aus dem Staunen über die Innovationskraft der an diesem Abend ausgezeichneten Unternehmen gar nicht herauszukommen".
Tatsächlich scheint das Feld zur Wohlstandsvermehrung gut bestellt zu sein. "Es gibt nach einer langen Durststrecke fast keinen Indikator, der eine Eintrübung der Konjunktur anzeigen würde", freut sich Herta Stockbauer, Chefin der BKS-Bank. Tatsächlich bleiben es bei allen nach oben zeigenden Konjunkturkurven aber stürmische Zeiten. Den massiven Transformationsdruck spürt die gesamte Wirtschaft. "Wir müssen uns – Stichwort Digitalisierung – täglich neu erfinden", bestätigt Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank.
"Eine wahnsinnig große Wertschätzung"
Primus-Preisträgerin Liane Berghofer betonte: "Der Primus ist eine wahnsinnig große Wertschätzung, es hat mir fast die Rede verschlagen. Wir sind in der Mühle aufgewachsen, es ist für uns nach wie vor der schönste Ort. Wir sind drei Schwestern, jede mit verschiedenen Kompetenzen, wir meinen, so schaffen wir es, diese Mühle zu führen."
Auch der Sieger in der Kategorie "Stille Größen", Ewald Holler, freute sich hörbar: "Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, hier zu stehen. Es ist noch Luft nach oben. Wir haben uns vor einem Jahr sehr gefreut über den Aufytrag der British Air Force, denn wir waren unter allen Bewerbern die Kleinsten. Unser Wettbewerbsvorteil kann nur sein, hochwertiger zu produzieren als andere."
Stolz reagierte auch Mut-Preisträger Lukas Vivot: "Ich war überzeugt, dass die Übernahme des Betriebs die richtige Entscheidung war. Wir waren schon im Einsatz in einer Forschungsstation in der Antarktis, in Sibirien, Ägypten usw. und wir haben auch Mitarbeiter, die das Risiko mitgehen."