Eine klare Ansage hat Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier für die Autohersteller. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle der Zukunft anpassen, die er in Elektroautos sieht. Dafür brauche es eine Batteriezellenfertigung in Europa und Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe. Eine alte Forderung: Immer wieder bemängeln Experten, dass in Europa keine Zellen gebaut würden, und mahnen ein, dass eine Fertigung aufgebaut werden sollte. Der Bosch-Konzern hat jedoch seine Pläne für ein Werk in Deutschland ad acta gelegt.
„Mit Fertigung in Europa meinen Politiker eine Fertigung eines europäischen Konzerns“, bemängelt Stefan Röpke, Managing Director bei Samsung SDI Battery Systems. Dabei ist Samsung SDI – neben LG – das zweite Unternehmen aus Südkorea, das derzeit in der EU eine Zellenfabrik aufbaut. Im ungarischen Göd läuft bereits der Testbetrieb, noch heuer soll die Produktion hochfahren. „Samsung SDI hatte dort ein Werk für Plasmafernseher. Der Konzern hat erkannt, dass die Zukunft in Batterien liegt“, sagt Röpke. 2015 hat Samsung SDI die Battery-Pack-Fertigung von Magna gekauft und begonnen, das Werk in Ungarn umzurüsten.
Entwicklung in Graz
Die Verantwortung für die weltweite Entwicklung dieser Battery-Packs für Autos wurde in Graz angesiedelt, wo Akkus für Plug-in-Hybride gebaut werden, Pkw mit Elektroantrieb und einem Verbrennungsmotor. Abnehmer in Europa sind Audi, Porsche, Land Rover oder Daimler, in den USA wird Chrysler beliefert. „Wir merken bei unseren Kunden einen Wandel“, erklärt Röpke. „Noch vor wenigen Jahren wurden von den Herstellern gewisse Volumen an Battery-Packs geordert und dann die Bestellung reduziert.“
Inzwischen habe sich die Lage gedreht. Die Hersteller brauchen immer mehr Akkus. Deshalb hat Samsung SDI nicht nur in Ungarn investiert, auch der Standort in Österreich wurde ausgeweitet. Seit 2015 hat das Mitglied des Mobilitätsclusters ACstyria die Zahl der Mitarbeiter von 290 auf 510 gesteigert. Auf drei Linien wird aktuell in zwei Schichten produziert, die vierte Linie läuft bereits rund um die Uhr, 15 Schichten pro Woche.
Fokus auf Entwicklugn
Alle Komponenten für die E-Auto-Akkus würden im Konzern entwickelt, erklärt der Samsung-SDI-Manager. So sei man unabhängig von Zulieferern, könne flexibel reagieren und hohe Stückzahlen produzieren. Zwischen 2015 und 2017 wurde der Umsatz um 361 Prozent auf 263 Millionen Euro gesteigert. 52.000 Battery-Packs wurden 2017 am Standort Graz gebaut. Diese Kapazität sei der Unterschied zu Mitbewerbern wie dem oberösterreichischen Akkubauer Kreisel, der auf Kleinserien spezialisiert ist. Inzwischen wird es auch in den Fabrikhallen der Samsung SDI eng. Es gäbe zwar die Möglichkeit, weitere Hallen zu errichten, derzeit liegt der Fokus allerdings auf einem Ausbau der Entwicklung.
200 Mitarbeiter arbeiten bereits an neuen Hard- und Software-Komponenten für Battery-Packs. Es sei schwierig, Fachleute zu finden, sagt Röpke. Als internationaler Konzern könne man zwar weltweit rekrutieren, doch der Fokus der Personalsuche liege in der Region. Samsung SDI ist hier aber nicht alleine. „Es gibt in Südösterreich einige Mitbewerber aus dem Bereich E-Mobilität, welche die gleichen Fachkräfte brauchen.“ Aktuell sind bei Samsung SDI 15 Stellen offen – vom Software-Entwickler bis zum technischen Projektleiter.
Roman Vilgut