Nach der Affäre um Facebook und die Datennutzung durch Cambridge Analytica haben zahlreiche Nutzer die Möglichkeit genutzt, die von Facebook gesammelten Informationen herunterzuladen. Wie Ars Technica berichtet, sei dabei aufgefallen, dass Facebook mehrere Jahre lang Daten zu Telefonanrufen gespeichert hat. Dabei wurden nicht die Gespräche an sich gespeichert, sehr wohl allerdings die Metadaten wie Telefonnummern, Namen und Dauer der Telefonate.
Facebook reagierte auf den Bericht, in dem es in einem Blogpost schrieb, dass die Nutzer explizit dem Hochladen von Telefon- und SMS-Protokollen zustimmen. Außerdem sei die Funktion nur in den Apps Facebook Lite und Messenger integriert. Beim ersten Starten werde den Nutzern angeboten, die Telefonkontakte zu synchronisieren. Die von Ars Technica zitierten Nutzer bestreiten das.
Problematisch ist das vor allem für Nutzer, die schon länger die besagten Facebook-Apps nutzen. Denn bis zur Android-Version 6 hatten Handybesitzer keine Kontrolle über die App-Berechtigungen. Bedeutet: Einmal aktiviert, sammelte Facebook Daten, der Nutzer konnte das nicht stoppen. Dazu kommt, dass auch in späteren Versionen das Sammeln von Telefondaten zwar optional war, allerdings standardmäßig aktiviert war. Erst ab 2016 begann Facebook explizit nach einer Genehmigung zu fragen.
Ein weiteres Problem sind ältere Android-Schnittstellen, über die andere Apps sich mit Facebook verbunden haben. Auch auf diesem Weg konnten Telefondaten an Facebook gelangen. Erst im Oktober 2017 wurde dass durch eine neue Android API behoben.
So werden unbemerkt Daten gesammelt
Was das genau bedeutet, hat der Autor dieser Zeilen gerade herausgefunden. Zwar fanden sich keine Telefonnummern oder SMS in den 120 Megabyte Daten, allerdings zahlreiche Daten von Spotify. Als einer der ersten Nutzer des Streaming-Dienstes musste er noch die Aktivierung mit Facebook nutzen. Doch etwas war seltsam. Als eifriger Nutzer des Streamingdienstes müssten deutlich mehr als die über 3500 gespeicherten Songs auftauchen.
Ein genauere Analyse der Zeitpunkte der Datenübermittlung brachte die Erkenntnis. Denn diese endeten mit dem 26. September 2017, dem Tag, an dem das alte Auto verkauft wurde. Für das Auto war im Jänner 2016 ein Bluetooth-Radio von Sony angeschafft worden. Über eine eigene App von Sony konnte man Spotify direkt mit dem Radio verbinden und so sehen, welche Songs gerade gespielt werden. Offenbar hat diese App die alte API genutzt und im Hintergrund hat Daten an Facebook weitergegeben. Telefondaten wurden keine weitergegeben.
iPhones nicht betroffen
Facebook versichert, dass alle Daten vertraulich behandelt und nicht weiterverkauft. Übrigens: Telefondaten von iPhones wurden nicht gesammelt, iOS unterbindet das.
Roman Vilgut