"Schauen Sie dieses Werk an, hier wird schon mit Technologien der Industrie 4.0 gearbeitet", führt Zhuojun "George" Yang mit sichtlicher Begeisterung durch die Produktionsreihen des Turboladerwerkes. Bei seinem ersten Besuch in St. Michael/Smihel hat der aus Shanghai stammende neue CEO der BMTS Technology für die 694 Beschäftigten gute Nachrichten mit: "Wir werden hier in der ersten Stufe zehn Millionen Euro investieren, um die Produktion von jährlich 2 bis 2,5 Millionen Stück Turboladern auf 3 Millionen Stück zu erhöhen", erklärte er gestern der Kleinen Zeitung. Für die gesamte Gruppe der BMTS Technology kündigten er und Geschäftsführer Roger Busch eine Ausweitung des Umsatzes von 380 Millionen im Vorjahr auf knapp 500 Millionen Euro im heurigen Jahr an.
Belegschaft vollzählig übernommen
Für die vollzählig übernommene Belegschaft der einstigen Bosch Mahle Turbo Sytems sind das positive Nachrichten. Wie berichtet, wurde mit dem Closing in der Vorwoche die Übernahme der BMTS-Gruppe mit rund 1300 Mitarbeitern und Sitz in Stuttgart durch den Hongkong-Fonds FountainVest Partners perfekt. Das Industrieunternehmen heißt nun BMTS Technology, das Werk in Südkärnten, die BMTS Technology Austria GmbH & Co KG, ist das industrielle Schwergewicht der Gruppe mit zwei weiteren BMTS-Werken wie bisher auch bei Bosch in Blaichach (D) und bei Mahle in Shanghai.
Yang auch industrieller Partner
Die große Überraschung aber lüftete Yang gestern bei den neuen Eigentumsverhältnissen. "Für uns ist es nicht nur ein Finanzinvestment, wir wollen bei Turbochargern industriell führend sein", erklärte er seinen sogar doppelten Einstieg bei BMTS. Einerseits ist er neben Frank Tang und anderen Chinesen ein Partner von FountainVest und damit als Finanzinvestor eingestiegen. Zugleich hat Yang aber auch sein eigenes Industrieunternehmen, die Westron Automotive mit einem Gusswerk in Shangdong im Norden Chinas, in die neue BMTS Technology mit eingebracht und hält damit auch persönlich Anteile an BMTS. Über den kolportierten Kaufpreis von 200 Millionen Euro sowie über seinen angeblichen direkten Anteil von über 20 Prozent wollte sich Yang nicht äußern. "Wir wollen ein Industrie-Player sein", bekräftigte Yang das langfristige Interesse an der Turbolader-Produktion.
Yang bringt Gusswerk in Shangdong ein
Yang, der vorher ein an China verkauftes Gusswerk in Ungarn gemanagt hatte und Österreich wie auch BMTS gut kennt, steuert als CEO von Stuttgart aus Produktion, Einkauf und Qualitätsmanagement, während Managing Director Busch für Vertrieb, Entwicklung und Personal zuständig ist. "Wir laden qualifizierte Arbeitskräfte ein, bei uns zu arbeiten", sprach Yang den Bedarf nach Facharbeitern für das Turboladerwerk in Südkärnten an.
Technologiestransfer und Marktchancen
Das Werk in Shangdong, das nun hinzukommt, werde laut Yang ebenso ausgebaut, auch mit Technologietransfer von Europa nach China. Mit den Turboladern erwarte man vor allem in China große Marktchancen in den kommenden Jahren. "Wir haben Hochtechnologie in Europa, günstige Lohnkosten in China und das Vertrauen der Kunden", sagten Yang und Busch im Beisein der Österreich-Geschäftsführers Günter Semeja. Man wolle auch in Nordamerika stärker Fuß fassen. Von Stahlzöllen der USA sehe man sich vorerst nicht betroffen, da wichtige US-Kunden in Mexiko produzieren.
Variable Turbinengeometrie
Neben dem technologischen Wandel zur E-Mobilität rüste sich BMTS Technology mit Entwicklungen von variablen Turboladern mit variabler Turbinengeometrie, die dann auch bei kleineren, abgasarmen Motoren die gewünschte Turbo-Beschleunigungsdynamik gewährleisten, erklärte Busch.
Adolf Winkler