Die Post holt Pakete jetzt mit einem neuen Service auch direkt an der Haustüre ab. Was versprechen Sie sich davon?
GEORG PÖLZL: Wir folgen damit einem breiten Kundenwunsch. Man kann zwar jetzt schon bei einigen Briefträgern am Land ein Paket mitgeben. Jetzt gibt es das aber auch als aktives Service für maximal drei Pakete. Man muss sich nur online anmelden. Die Abholung kostet 2,50 Euro.
Wer ist die Zielgruppe?
Es ist kein Massenservice, aber beispielsweise für Power-Internetshopper attraktiv.
Anhaltend starkes Wachstum gibt es dank boomendem Onlinehandel im Paketversand. Wie groß wird dieses Wachstum mittelfristig sein?
Ich gehe davon aus, dass es zumindest zweistellig sein wird. Das hat für uns die Folge, dass wir in den nächsten Jahren jährlich rund 150 Millionen Euro in unsere Infrastruktur investieren werden, unter anderem in neue Paketzentren nördlich von Wien und in Kalsdorf südlich von Graz, wo wir 40 bis 50 Millionen Euro investieren werden. Bei allem Kostendruck kommt es bei der Zustellung ja auf die Qualität an. Standard ist mittlerweile, dass die Kunden das Paket einen Tag nach der Bestellung bei sich zu Hause haben. Wir schaffen das. Das ist auch der Grund, warum wir im letzten Jahr mit 20 Prozent im Volumen deutlich über dem Marktdurchschnitt von 15 Prozent wachsen konnten. Wir kommen so auf einen Marktanteil bei Paketen von 47 Prozent.
In den USA will Amazon mit einem eigenen Logistikservice starten. Beunruhigt Sie das?
Es bereitet uns keine Sorgen, wir beschäftigen uns aber intensiv damit. Auch in Deutschland hat Amazon in Ballungsräumen begonnen und sie werden auch nach Österreich kommen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass Amazon einer unserer größten und wichtigsten Kunden bleiben und uns weiter Wachstum bescheren wird.
Das stärkste Wachstum innerhalb dieses prosperierenden Paketmarkts kommt aus den Retoursendungen. Reiben Sie sich die Hände oder bereitet Ihnen das auch Probleme?
Nein, es bereitet uns ganz besondere Freude, weil unser Marktanteil bei den Retouren noch viel höher ist als bei den Normalpaketen, weil wir flächendeckend Selbstbedienungsstationen anbieten – die uns unabhängig davon „voll laufen“. Wir müssen daher die Kapazitäten dieser Selbstbedienungsinfrastrukturen in den kommenden Jahren verdoppeln. Wir haben derzeit rund 300 Selbstbedienungsstationen und 25.000 Postempfangsboxen, bei denen wir spätestens nächstes Jahr auch Retoursendungen, also die Paketabgabe, möglich machen wollen.