Der chinesische Investor Fosun Industrial Holdings Limited (Fosun) will den Vorarlberger Wäschekonzern Wolford AG mit Sitz in Bregenz mehrheitlich übernehmen. Fosun und die Hauptaktionäre wollen einen entsprechenden Kaufvertrag um 12,80 Euro je Aktie abschließen, gab das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag bekannt. Fosun will zudem 22 Mio. Euro neues Eigenkapital zuschießen.
Fosun will sich damit die 50,87 Prozent-Anteile der Wolford-Hauptaktionäre - die WMP Familien-Privatstiftung, Sesam Privatstiftung und die Beteiligungsgesellschaft M. Erthal & Co. - sichern. Für die rund 2,54 Mio. Aktien will der chinesische Investor 12,80 Euro je Aktie legen, daraus ergibt sich ein Kaufpreis von 32,6 Mio. Euro. Die Verträge sollen noch am heutigen Donnerstag unterzeichnet werden. Damit dürfte das Bieterrennen um Wolford, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden, entschieden sein. Der Deal war Donnerstagfrüh bereits durchgesickert.
Wolford war seit Monaten auf der Suche nach einem Investor. Das in Turbulenzen geratene Unternehmen, das rund 1.500 Mitarbeiter - davon allein rund 700 am Standort Bregenz - beschäftigt, erholte sich 2017 dank Sanierungsmaßnahmen leicht. Der Verlust im ersten Halbjahr lag mit knapp 6 Mio. Euro unter dem des Vergleichszeitraums des Vorjahres. Der Wäschehersteller, der allein im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (Mai 2016 bis April 2017) fast 18 Mio. Euro an Verlust eingefahren hatte, verfolgt einen Sanierungsplan, aber auch für 2017/18 werden insgesamt noch Verluste erwartet.
Frisches Geld
Die Übernahme bringt dem Unternehmen dringend benötigtes frisches Geld: Zur Stärkung der Finanzstruktur plane Fosun unter Wahrung der Bezugsrechte eine Erhöhung des Eigenkapitals von 22 Mio. Euro, hieß es. Diese Erhöhung bedarf der Zustimmung der Hauptversammlung, die voraussichtlich im Mai 2018 stattfinden wird. Das Grundkapital liege derzeit bei 36,4 Mio. Euro.
Fosun will zudem ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre legen. Der Preis je Aktie sei gemäß übernahmerechtlicher Vorgaben festzulegen und soll bei dem gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate und somit über dem Kaufpreis je Aktie im Kaufvertrag liegen, hieß es. Der Kurs der Wolford-Aktie reagierte positiv und stieg Donnerstagmittag um 5,5 Prozent auf 13,50 Euro.
Was die Übernahme für den Standort Bregenz bzw. für die Mitarbeiter bedeutet, blieb am Donnerstag vorerst unklar. Seitens Wolford hieß es, man wolle zu weiteren Fragen erst am Freitag Stellung beziehen. Der geplante Vertragsabschluss, der aufgrund einer Indiskretion an die Medien durchgesickert sei, sei erst für den Abend geplant. Diesen müsse man abwarten, so Konzernsprecherin Maresa Hoffmann.
Auf Einkaufstour
Der chinesische Mischkonzern Fosun ist als übernahmehungrig bekannt und hatte kürzlich das ebenfalls in Schwierigkeiten steckende französische Luxusmodehaus Lanvin gekauft. Zur Strategie von Fosun gehört es, europäische Luxusmarken aufzukaufen und an der Hongkonger Börse zu handeln. Zum Portefeuille gehört neben Lanvin auch die italienische Dessousmarke La Perla und der deutsche Modekonzern Tom Tailor.
Wolford wurde 1949 von dem Vorarlberger Fabrikanten Reinhold Wolff und dem Wiener Unternehmer Walter Palmers als Wolff & Co. KG gegründet. Unter der Marke Wolford produzierte und vertrieb das Unternehmen zunächst vor allem Strümpfe. Das Unternehmen, das 1995 an die Börse ging, machte immer wieder mit Innovationen von sich reden, durchlief aber auch immer wieder wirtschaftliche Schwierigkeiten. Heute ist Wolford eine weltweit bekannte Marke für Strümpfe und Wäsche im Hochpreissegment.