Facebook will die Nutzung von Gruppen im Sozialen Netzwerk attraktiver machen. "10 Prozent der Nutzer - rund 200 Millionen - sind Mitglied in einer Gruppe", sagte der oberste Facebook-Produktmanager Chris Cox im APA-Interview in London. "Das könnte viel höher sein."
Facebook kündigte jüngst in einem Strategiewandel an, dass im Newsfeed der Nutzer mehr Beiträge von Freunden und Verwandten und weniger von Medien und Unternehmen auftauchen sollen. Auch Gruppen würden von den Newsfeed-Änderungen profitieren, sagte Cox. "Die Leute haben zu viel passiven Content gesehen, etwa Videos und Beiträge von Seiten, die ihnen nicht wichtig waren".
Im vergangenen Jahr hat Facebook bereits neue Funktionen eingeführt, um den Aufbau und die Verwaltung von Gruppen zu erleichtern, unter anderem Nutzungszahlen (Analytics) für Administratoren, Filtern von Mitgliedschaftsanfragen, leichtere Entfernung unliebsamer Mitglieder und geplante Beiträge. Auch können Facebook-Seitenbetreiber nun Gruppen starten.
Verbesserungen für Administratoren
Am Donnerstag und Freitag hat das Soziale Netzwerk rund 150 Gruppenbetreiber aus Europa zum "Facebook Communities Summit" nach London eingeladen. Im vergangenen Jahr gab es bereits einen Summit in Chicago. In London präsentierte das Soziale Netzwerk einige kleine Verbesserungen für Administratoren, unter anderem Gruppenankündigungen, einen neuen Abschnitt für Regeln und personalisierte Farben. Außerdem wurde ein Facebook-Community-Leadership-Programm vorgestellt, bei dem Gruppenbetreiber mit bis zu 10 Mio. US-Dollar (8,16 Mio. Euro) unterstützt werden.
"Eine der größten Herausforderungen ist schlechten Content, unter anderem Falschnachrichten und Mobbing, von der Plattform zu bekommen", sagte Cox. Das weltweite Content-Moderationsteam werde deswegen im Jahr 2018 von 10.000 auf 20.000 Personen ausgebaut. In Deutschland arbeiten aktuell rund 1.200 Mitarbeiter von Arvato und CCC für Facebook und prüfen gemeldete Inhalte. Auch will Facebook die Anzahl der Entwickler in London verdoppeln, um das Nutzungserlebnis auf der Plattform zu verbessern. Aktuell entwickelt Facebook auch Tools um bei geheimen Gruppen schneller auf Verletzung der Community-Standards reagieren zu können, etwa bei Hass-Postings. "Die Privatsphäre der Gruppen ist weitgehend positiv, etwa bei den Themen Sucht und Krankheit", betonte Facebook-Produktmanager Cox.
Tausch- und Radfahrgruppen
In Österreich ist "share & care - wien" mit rund 45.000 Mitgliedern eine der größten Facebook-Gruppen. Zweck dieser Gruppe ist es, Leistungen, Dienste und Güter ohne Gegenleistung zu teilen oder zu schenken. Eine weitere größere Facebook-Gruppe ist "Radfahren in Wien" mit knapp 12.000 Mitgliedern. Klaus Josefson gründete die Gruppe im Jahr 2010, um Fahrradfahrer besser zu vernetzen. Es gehe darum, das Fahrrad als Alltagstransportmittel zu begreifen und nicht Autos und Fahrräder gegeneinander auszuspielen, sagte Josefson zur APA. Themen in der Gruppe seien unter anderem Fahrradkauf und andere Ratschläge, Fahrraddiebstahl sowie Verkehrspolitik. Durch Autos versperrte Radwege würden in der Gruppe "Thingsonbikelanes in Vienna" thematisiert und gebrauchte Räder gebe es in der Gruppe "Fahrradflohmarkt Wien".