Der Kursverfall der Kryptowährungen der vergangenen Wochen hat viele Gründe. Zu einem war die Hoffnung, dass Pensionsfonds in Bitcoin-Derivate investieren eben das: Eine Hoffnung. Denn aufgrund der hohen Sicherheitsleistungen sind diese Optionen bisher eher Ladenhüter. Hinzu kommt, dass immer mehr Staaten auf den rasanten Anstieg bei Kryptowährungen reagieren und die Branche an die Kandare nehmen.
Nach dem Hack der japanischen Börse Coincheck, werden die Aktivitäten von Kryptofirmen in Japan genau untersucht. In den USA wird die beliebte Handelsplattform Bitfinex und die Dollar-gebundene Kryptowährung Tether genau untersucht. Es besteht der Verdacht der Marktmanipulation. In Österreich hat die FMA die Firma Optionet angezeigt, die laut eigenen Angaben auf Handel mit Bitcoin spezialisiert war.
Hoher Energieverbrauch
Doch ein Problem wird gerne vergessen: Der Stromhunger des Bitcoin-Systems und anderer Kryptowährungen. Denn laut dem Bitcoin-Energy-Consumtion-Index verbraucht die Überweisung einer Bitcoin so viel Strom, wie ein Zwei-Personen-Haushalt in zwei Monaten.
Der hohe Energieverbrauch ergibt sich aus der Konstruktion der Bitcoin und anderer Kryptocoins wie Ether oder Litecoin. Sogenannte "Miner" stellen ein gigantisches Computernetzwerk zur Verfügung, mit dem die Integrität der Währung gewährleistet wird. Sie verifizieren sämtliche Transaktionen und speichern das unendliche Logbuch ("Blockchain") in Datenbanken. Sie bilden quasi das technische Rückgrat dieser Systeme und werden dafür mit Einheiten der Digitalwährung belohnt.
Warum so viel Strom gebraucht wird, verdeutlicht das Beispiel Bitcoin. Es werden im gesamten Bitcoin-Netzwerk täglich nur rund 1.800 Bitcoins an die "Miner" verteilt. Und je mehr "Miner" um die wenigen Bitcoin-Einheiten buhlen, desto komplizierter werden die Rechenaufgaben, die zu bewältigen sind. Dieses Prinzip schützt zum einen das System vor Angriffen von Betrügern. Es treibt aber auch die erforderliche Rechenleistung nach oben.
Damit sich das Schürfen der Digitalwährung noch lohnt, weichen die großen Player in der Bitcoin-Szene auf Länder aus, in denen Strom nicht viel kostet. Dazu gehört beispielsweise Island, wo Ökostrom vergleichsweise billig zu haben ist. Das Gros der Bitcoin-Einheiten wird aber in China geschürft, wo Mining-Farmen im Zweifelsfall mit Kohlestrom gespeist werden.
Stromversorgung wird zum Problem
Hier hat Chinas politische Führung einen Hebel gefunden. Sie will den Bitcoin-Schürfern den Strom abdrehen und ist angesichts des totalitären Systems auch dazu in der Lage. Grund für diesen Schritt sei die Sorge vor einer Beeinträchtigung der Stromversorgung. Doch der Schritt ist auch eine Möglichkeit die Krypto-Community in China unter Kontrolle zu bringen.
Viele Miner suchen daher nach alternativen Standorten und weichen in Länder wie Russland oder Kanada aus. Die Wetterbedingungen in den nördlichen Staaten sorgen dafür, dass weniger Strom für die Kühlung benötigt wird.
Auch in Europa suchen Miner nach lukrativen, sprich günstigen Möglichkeiten Strom zu beziehen. Nun wurde bekannt, dass der größte europäische Energiekonzern Enel Bitcoin-Schürfer abblitzen lässt. Enel habe keinerlei Interesse daran, Strom für die Produktion von Kryptowährungen zu liefern, teilte die italienische Firma am Donnerstag mit. Das Thema sei intensiv analysiert worden.
Das Bereitstellen von Strom für dieses sogenannte Mining passe aber nicht in die Geschäftsstrategie von Enel.
Auch in Österreich wird geschürft
In Österreich gehen zwei Startups einen anderen Weg. Hydrominer will die Mining-Computer direkt neben Wasserkraftwerken aufstellen. Dadurch wird garantiert, dass nur mit Ökostrom geschürft wird. Außerdem kann das Wasser gleichzeitig als Kühlmedium für die Prozessoren verwendet werden, was die Kosten senkt.
In Leonding bei Linz hat sich Bittex angesiedelt. Um auch bei den heimischen Strompreisen profitabel arbeiten zu können, speißen sie die Abwärme von den Prozessoren ins Fernwärmenetz ein.
Roman Vilgut