Mehr als 700 Millionen Euro investiert der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim am Standort Wien-Meidling. Bis 2021 entsteht auf dem bisherigen Firmengelände und einem Areal südlich davon eine biopharmazeutische Produktionsanlage samt Betriebsgebäuden. Und an dieser höchsten je getätigten Einzelinvestition von Boehringer Ingelheim verdienen auch zwei Lavanttaler Firmen. Gemeinsam haben die SMB Pharmaservice GmbH aus Wolfsberg und die Wulz Anlagenbau GmbH aus St. Stefan im Zusammenhang mit dem Projekt einen knapp 40 Millionen Euro schweren Großauftrag an Land gezogen.
Konkret errichten die Kärntner Unternehmen die Prozessmedien-Versorgung für die neue biopharmazeutische Anlage. Mehr als 50.000 Rohrleitungen und 8500 Armaturen werden laut SMB-Geschäftsführer Hermann Grundnig für diesen Teil der Anlage verbaut. "An dem Standort von Boehringer Ingelheim in Wien steht wenig Platz zur Verfügung, wodurch ein hoher Vorfertigungsgrad notwendig wird", erklären Grundnig und Michael Wulz, Chef von Wulz Anlagenbau, die große Herausforderung.
Ihre Lösung: Die Module für die Rohrtrassen und Vertikalschächte, sowie sogenannte Anlagenskids werden in Kärnten angefertigt, und dann nach Wien transportiert. Zu dem Zweck steht in Wolfsberg eine eigene Vorfertigung mit einer Fläche von 2500 Quadratmetern bereit, so die Firmenchefs. "Geliefert wird just-in-time", sagt Grundnig. Und stehen soll die Prozessmedien-Versorgung für den Pharmakonzern im ersten Halbjahr 2019.
Überzeugt haben die Lavanttaler mit einem gut geplanten Ausführungskonzept. Für die Abwicklung des Großauftrages haben sie eine Arbeitsgemeinschaft gebildet und sich so gemeinsam gegenüber Mitbewerbern durchgesetzt. Und es ist nicht die einzige Zusammenarbeit der beiden Unternehmen. Sowohl die SMB als auch Wulz Anlagenbau sind Teil des Kompetenz-Clusters "Competence Group für Clean Production", bei dem es sich um eine Kooperation von sechs Kärntner Unternehmen handelt.
500 zusätzliche Arbeitsplätze bei Boehringer Ingelheim
Boehringer Ingelheim produziert schon bisher in Wien pharmazeutische Wirkstoffe unter Einsatz von Mikroorganismen. Künftig werden auch Medikamente hergestellt, die mithilfe von Zellkulturen gewonnen werden. Durch die neue Anlage sollen laut dem Unternehmen zusätzlich zu den bestehenden 1500 Arbeitsplätzen 500 weitere geschaffen werden. Neben Biberach (Deutschland), Fremont (USA) und Shanghai (China) wird Wien der vierte Standort zur Herstellung von Biopharmazeutika auf Basis von Zellkulturen.
Astrid Jäger