Wie erklären Sie Ihrem Präsidenten Donald Trump unsere neue Bundesregierung in einem Tweet?
EUGENE YOUNG: Die Beziehungen zwischen Österreich und Amerika sind sehr gut. Wir werden mit der neuen, demokratisch gewählten Koalition genauso gut zusammenarbeiten, wie mit der der bisherigen Koalition. Wir wollen noch enger wirtschaftlich kooperieren und auch in der Terrorbekämpfung gegen IS. Wir pflegen schon jetzt gute Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit und Militär. Wir wollen mit der neuen Bundesregierung wie mit allen anderen EU-Ländern auch zusammenarbeiten, um den Druck auf Nordkorea zu erhöhen und um den Kontakt mit Russland zu verbessern, wenn es seine Politik in der Ukraine und in der Krim verändert. Wir können viel gemeinsam machen und noch mehr, denken Sie an die Westbalkanstaaten mit den Perspektiven für Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien.
In Österreich überlegt die neue Regierung gerade, wie wir US-Konzerne wie Google, Apple und andere gerecht besteuern können. Ist dieses Abgaben-Missverhältnis nicht ein ernstes Problem für die Beziehungen?
Ich sehe das nicht als Problem für unsere Beziehungen. Es ist eine Rechtsfrage, die sich die Europäische Union überlegen muss. Es wäre unfair, immer Apple, Facebook, oder Starbucks zu nennen, denn es betrifft nicht nur US-Unternehmen und diese halten sich auch an die Gesetze. In diese Kategorie fallen auch globale Unternehmen aus Asien in Europa, daher ist es ein verengter Blick, nur auf US-Unternehmen zu schauen und lösen muss es die EU.
Erfreulich ist, dass die USA zu Österreichs zweitwichtigstem Exportmarkt nach Deutschland aufgestiegen ist. Was macht dort den Erfolg unserer Firmen aus?
Viele österreichische Unternehmen sind in ihren Sparten Technologie- oder Weltmarktführer. Viele begannen als kleine Familienbetriebe und wurden Weltklasse. Dabei ist es sehr schwer, auf dem US-Markt erfolgreich zu sein, denn es ist der kompetitivste Markt der Welt. In den USA sind aber auch österreichische Investoren hochaktiv und mit elf Milliarden Dollar Investment auf Rekordlevel.
Unsere besten Start-ups wie Bitmovin oder Stratodesk haben in San Francisco im Silicon Valley Fuß gefasst. Wie sehen sie die Start-up-Szene in Österreich?
Die Regierung har erkannt, dass Maßnahmen für Entrepreneurship und Start-ups wichtig sind. Solche Verbindugen nach San Francisco oder Austin, einem anderen Technologie-Hub, sind sehr fruchtbar. Wir haben ein Programm „Austria to Austin“, das jetzt schon das dritte Jahr läuft. Bis 5. Jänner können junge Leute von 18 bis 28 Jahren sich noch bewerben. 2018 senden wir 34 junge Österreicher im Rahmen dieses Gründer-Austauschprogrammes zum Entrepreneur-Crashkurs nach Austin. Jeweils für zwei Wochen gibt es auch ein Programm für schon fortgeschrittene Gründer und wir bauen ein ganzes Netzwerk auf.
Heuer feierte man 70 Jahre Marshallplan für Österreich, der bedeutende Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg finanzierte. Eines der größten Projekte war die Trockenlegung von Sumpfgebieten im Gailtal. Auf der Turrach ermöglichte einst ein ERP-Kredit den Aufbau des Hotels Hochschober.
Ich weiß nicht, ob das noch viele Menschen wissen, aber es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, was Österreicher und Amerikaner, US-Bürger und Europäer gemeinsam erreichen konnten. In Österreich sieht man dafür noch Hunderte von Beispielen. Denken Sie an das Thermenresort Warmbad in Villach, das mit ERP-Mittel aus dem Marshallplan ebenso unterstützt wurde wie FunderMax und auch unzählige Projekte in der Steiermark.
Die damalige Dankbarkeit der Österreicher wird verständlich, wenn man weiß, dass damals jeder US-Bürger zwei Wochenlöhne opferte, um den Marshallplan zu finanzieren.
Ja, das war damals eine Menge Geld für jeden US-Bürger. Das Faszinierende ist, dass der Marshallplan bis heute nachwirkt und funktioniert – mit drei Milliarden Euro im ERP-Fonds mit jährlichen ERP-Krediten in Gesamthöhe von rund 600 Millionen Euro. Tausende österreichische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren davon profitiert. Der Marshallplan ist damit bis heute lebendig und zeigt, dass die Österreicher diese Hilfe gut zu nutzen wissen. So wirken Millionen Amerikaner und Österreicher, ohne einander persönlich zu kennen, bis in die Mikroebene zusammen, wie zum Beispiel auch beim Hilfsprojekt für das Kaunertal, wo Ihr Bundespräsident aufwuchs.
Adolf Winkler