Nach der Kehrtwende von Ryanair haben Piloten der Billig-Airline in Irland und in Portugal ihre für Mittwoch geplanten Streiks abgeblasen. Auch in Deutschland wird es vorerst keine Streiks geben, wie der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl, am Montag sagte.
Die Pilotengewerkschaft wird am Mittwoch erstmals mit Vertretern von Ryanair über die Arbeitsbedingungen der deutschen Piloten beim irischen Billigflieger sprechen. Die VC-Tarifkommission habe das Ryanair-Angebot für einen Start der Tarifverhandlungen angenommen, teilte die Gewerkschaft mit. "Bis einschließlich Mittwoch wird es daher keine Streiks geben", so ein Sprecher.
Streiks nicht vom Tisch
Man erwarte aber lösungsorientierte und zielgerichtete Gespräche. "Sollte es sich bei den Verhandlungen nur um Scheingespräche handeln, die nur das Ziel haben, eventuelle Streiks bis nach Weihnachten zu verzögern, wird es eine klare Antwort der Piloten darauf geben", warnte Ingolf Schumacher, Vorsitzender der VC-Tarifpolitik.
Ryanair hatte angekündigt, noch vor Weihnachten mit mehreren Pilotengewerkschaften sprechen zu wollen, um drohende Streiks rund um die Feiertage zu verhindern. Andere Berufsgruppen sollen aber ausdrücklich außen vor bleiben. In mehreren europäischen Ländern hatten Piloten zuvor mit Ausständen gedroht.
Die Iren waren wiederholt in die Kritik geraten. Unter anderem soll es dort laut VC keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, aber umstrittene Dienstplanregeln und viele in Scheinselbstständigkeit arbeitende Kollegen geben. Verhandelt wird getrennt mit einzelnen Pilotengewerkschaften. Mit der irischen Impact Trade Union will Ryanair bereits an diesem Dienstag sprechen.
Piloten gingen wegen schlechter Bezahlung
Unternehmenschef Michael O'Leary hatte es stets abgelehnt, Gewerkschaften als Vertreter seiner Beschäftigten anzuerkennen. In der 32-jährigen Unternehmensgeschichte gab es bisher keinen einzigen Streik.
Allerdings musste Ryanair im September den Ausfall tausender Flüge bis März bekanntgeben - offiziell, weil das Unternehmen bei der Planung der Jahresurlaube der Piloten Fehler gemacht hatte, laut Gewerkschaftsangaben aber auch, weil viele Piloten das Unternehmen wegen schlechter Bezahlung und schlechter Arbeitsbedingungen verlassen haben.