Draußen erfolgt noch der letzte Feinschliff an der neuen, 2200 Quadratmeter großen Fertigungshalle, die noch im Dezember bezogen werden soll. Drinnen steht Johannes Linden in seinem Büro an einer Flipchart und skizziert die neue Struktur des Unternehmens. In Grambach, der Heimat des 1989 gegründeten Automatisierungsspezialisten M&R, stehen die Zeichen auf Wachstum. Und Veränderung - zumindest strukturell.
Denn seit Mai geht es Schlag auf Schlag. Mit der neu geformten PIA Automation Holding (Hauptsitz in Bad Neustadt/Bayern) hat die M&R seit wenigen Monaten einen neuen Eigentümer, hinter dem der chinesische Investor Jeff Wang steht. Vor wenigen Wochen wurde nun ein neues Management installiert. Neuer CEO der M&R ist der 48-jährige Deutsche Johannes Linden, der auch die PIA Holding leitet. Mit 1. Jänner 2018 wird auch der Firmenname M&R Geschichte sein - Grambach wird dann neuer Sitz der „PIA Automation Austria“.
Mitarbeiterzahl in Grambach soll auf fast 500 steigen
Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung betont Linden, dass „PIA die Fortsetzung der M&R ist“. Man wolle weiterhin in Österreich investieren und wachsen (siehe Interview links). Die Umbenennung erfolge an allen Standorten, „Ziel ist es, mit PIA eine weltweite Marke neu zu etablieren.“ Und davon soll die Steiermark stark profitieren. Bereits im nächsten Jahr soll die Mitarbeiterzahl in Grambach auf fast 500 hochgeschraubt werden.
Die Kernkompetenz des seit Jahren prosperierenden Standorts, liegt in der Entwicklung und Herstellung von Produktionsanlagen für die Automobilindustrie sowie für die Bereiche Elektronik, Konsumgüter und Medizintechnik. Schwerpunkte, die auch weiterhin forciert werden sollen, wie Linden betont. „Automation ist generell ein Wachstumsmarkt und PIA ist jetzt, durch die Art, wie wir aufgestellt sind, noch besser in der Lage als andere Wettbewerber, an diesem Wachstum zu partizipieren.“
In zwei Jahren schon wieder ausbauen ...
Den Vorteil sieht Linden im Umstand, dass PIA durch sein Netzwerk, das von Europa über China bis Nordamerika reicht, die Internationalisierung seiner Kunden mitbegleiten kann. „Wir können Kunden weltweit mit gleicher Qualität bedienen.“ Die Ziele sind jedenfalls ehrgeizig. „PIA ist nicht nur der Markenname, sondern für uns auch die Vision, dass wir der beste Partner für Automatisierung weltweit sein wollen.“ Dafür werden aktuell alle weltweiten Standorte ausgebaut. Auch in Grambach gebe es nach Vollendung des aktuellen Ausbauschritts noch Möglichkeiten zur Vergrößerung. „Mit den Planungen, die wir haben, müssen wir hier in zwei Jahren schon wieder anbauen“, sagt Linden.
Mit den Bereichen Powertrain, E-Mobility und Industrie 4.0 besetzt die künftige PIA Automation Austria aus Sicht des Unternehmens wachstumsstarke Zukunftsfelder. Der Bedarf an Montageanlagen für Elektromotoren oder aber auch Elektroachsen steige, „wir haben dafür auch schon Referenzprojekte am Standort gemacht.“ In der „PIA-Welt ist Grambach das Technologiezentrum für Powertrain und Themen der Elektromobilität und Industrie 4.0“, so Linden. Er sei davon überzeugt, dass sich die Elektromobilität jetzt durchsetzt. Linden verweist etwa auf die Elektroquote, die am weltgrößten Automobilmarkt China eingeführt wird und den Herstellern einen verbindlichen Anteil an Elektroautos vorschreibt. Auch in Europa sei durch die Reduzierung der Abgasgrenzwerte ein klarer politischer Schritt gesetzt worden, „diese Anforderungen sind nur durch Hybrid- oder reine Elektrolösungen zu erreichen“, so Linden.
„Wollen 2018 rund 100 Mitarbeiter einstellen“
Johannes Linden, CEO der PIA Holding und Chef der neuen PIA Automation Austria, über die Pläne in der Steiermark.
Im Mai hat PIA die M&R übernommen, Sie sind seit Kurzem neuer CEO. Wo wird PIA in der Steiermark spürbar werden?
JOHANNES LINDEN: Die Art und Weise, wie die PIA in der Steiermark eingebunden ist, entspricht einer Fortsetzung von M&R. Wir sind in allen Vereinigungen genauso präsent wie in der Vergangenheit. Wir haben - wahrscheinlich noch stärker als in den vergangenen Jahren - ein unheimliches Wachstum vor uns. Wir werden weiter hier in Österreich investieren.
Wie wird sich dieses Wachstum am Standort widerspiegeln?
LINDEN: Wir wollen bis Ende 2018 rund 100 neue Mitarbeiter einstellen.
In welchen Segmenten?
LINDEN: Überall. Engineering, Montage, Mechanik, Elektrik, Programmieren, Verkauf, Projektmanagement ... Menschen, die aktiv sind, etwas erleben wollen und in einem spannenden, dynamischen Umfeld agieren wollen, sind bei uns sehr gut aufgehoben. Mitarbeiter können sich an einem Standort entwickeln, aber auch die Welt kennenlernen. Im PIA-Netzwerk erhält jeder Mitarbeiter, der das möchte, unkompliziert die Möglichkeit, auch einmal in Nordamerika, China, Osteuropa zu arbeiten.
Wo liegen die Investitionsschwerpunkte hier in Grambach?
LINDEN: Die liegen eben insbesondere im Mitarbeiteraufbau. Wir brauchen motivierte und gut ausgebildete Leute, wir bilden dementsprechend aber auch selbst aus. Dafür gibt es die hauseigene Academy, früher M&R Academy, künftig PIA Academy. Sie ist auch für die gesamte Gruppe ein Vorbild, das hier in Graz etabliert wurde. Wir werden dieses Modell jetzt auch auf alle anderen PIA-Standorte übertragen.
Wie nehmen Sie die Konjunktursituation wahr?
LINDEN: Nächstes Jahr werden wir um 20 Prozent mehr Umsatz erzielen als dieses Jahr, das ist unser Plan, der auch durch Aufträge stark abgesichert ist. Die Konjunktur ist für uns top - und zwar überall, in Nordamerika, China und auch hier in Europa.
Automatisierung wird teilweise auch als Jobvernichter gesehen. Zu Unrecht?
LINDEN: Ja, Automatisierung wird landläufig mitunter auch als Jobkiller gesehen, was wirklich nicht der Fall ist. Es ist schon so, dass sich das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter ändert, aber es ist nicht so, dass Arbeitsplätze vernichtet werden.
Gegenüber chinesischen Investoren gibt es in Europa teilweise auch Vorbehalte.
LINDEN: Unser chinesischer Besitzer ist hochprofessionell, er investiert das Geld in diese Firma, natürlich um wirtschaftlichen Erfolg zu haben, und er wird nichts tun, was diesen wirtschaftlichen Erfolg infrage stellen könnte. Er ist ein Privatunternehmer und keine staatliche Institution.
Wie nehmen Sie den Industriestandort Steiermark wahr?
LINDEN: Sehr positiv. Hier gibt es viele Kontaktpunkte. Ich glaube auch, dass das immer wichtiger wird, mit anderen Gruppen an Themen zu arbeiten. Auch in Kooperationen. Die Möglichkeiten, das zu tun, sind in der Steiermark besonders günstig, weil es eben die Vereinigungen gibt, wo dieser permanente Austausch stattfindet. Da werden wir uns auch weiterhin engagieren.