Bei klirrender Kälte marschierte Donnerstagnachmittag nahezu die gesamte Modine-Belegschaft in Kötschach-Mauthen in einem Trauerzug vom Werk Richtung Rathaus. Ausgestattet mit Plakaten, Pfeifen und Kerzen sowie einem Sarg forderten die Mitarbeiter einen fairen Sozialplan vom US-Konzern. Mit Sprüchen wie „Die Geldgier ist des Teufels Hand, die uns in die Arbeitslosigkeit verbannt" und "Unseren Sozialplan müsst ihr uns geben, damit wir hier können weiter leben“ protestieren die Mitarbeiter lautstark gegen Modine.

Kötschach-Mauthen: Protestmarsch der gesamten Modine-Belegschaft

Kerzen im Schnee gegen Vorgangsweise des US-Konzern
Kerzen im Schnee gegen Vorgangsweise des US-Konzern © KLZ/Kasupovic

Verhandlungen über einen Sozialalplan für die Modine-Belegschaft waren gescheitert. Laut ÖGB fehle der Konzernführung jede Bereitschaft, die 146 Mitarbeiter nach der Schließung des Betriebes zu unterstützen.

Mitarbeiter fordern einen Sozialplan
Mitarbeiter fordern einen Sozialplan © KLZ/Kasupovic
Mit Kerzen und Tafeln gegen Modine
Mit Kerzen und Tafeln gegen Modine © KLZ/Kasupovic

Betriebsratsvorsitzender Michael Gassmayer bestätigt das vorläufige Scheitern der Gespräche. "Aus jetziger Sicht sind die Gespräche abgebrochen." Drei Runden gab es bisher. Ob überhaupt weiterhandelt werde, sei offen. Ein Kompromissangebot der Belegschaft sei gescheitert, für heute geplante Verhandlungen abgesagt.AK-Präsident Günther Goach machte in der Pressekonferenz in Kötschach-Mauthen deutlich, dass man einen Sozialplan noch vor Weihnachten wolle, "sonst setzen wir ihn vor Gericht durch". Angeblich war den Mitarbeitern angeboten worden, sie mit Bussen in ein oberitalienisches Werk zu fahren. "Eine bodenlose Frechheit", sagte ein Belegschaftsvertreter.

"Die Gespräche sind abgebrochen worden, der Konzern will nicht einmal mehr das zahlen, was er ursprünglich selbst angeboten hat", kritisierte Goach. Die Konzernleitung zeige sich extrem unbeweglich, ihre Repräsentanten hätten offenbar auch nicht ausreichendes Pouvoir, um konkrete Zusagen machen zu können, meinte Goach.

Für die ohnehin strukturschwache Region sei die Werksschließung ein harter Schlag, außerdem sei fast die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter bereits über 50 und damit am Arbeitsmarkt benachteiligt, kritisierte der AK-Präsident. Im Ort gebe es Familien, wo beide Eltern in der Fabrik gearbeitet hätten und die jetzt buchstäblich vor dem Nichts stünden.

Der Proteszug der Belegschaft Donnerstagnachmittag
Der Proteszug der Belegschaft Donnerstagnachmittag © KLZ/Kasupovic

"Aktionäre würden auch nicht sterben"

ÖGB-Präsident Hermann Lipitsch ist im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erbost: "Der Konzern macht meinen Informationen zufolge 200 Millionen Euro Gewinn und weigert sich dann, ein paar Millionen Euro für seine Leute aufzubringen, damit diese eine Chance bekommen." Würde den Aktionären "nur um zehn Prozent weniger Dividende" ausbezahlt, würden diese "auch nicht sterben".

"Negative Schlagzeilen"

Die Arbeitnehmervertreter steigern nun den Druck und rechnen mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit: "Negative Schlagzeilen sind für so einen Konzern unangenehm", sagt Lipitsch. Der Fackelzug zum Rathaus sollte auch zeigen, dass ohne Modine-Beteiligung am Sozialplan "die Region noch schlimmer betroffen ist als es ohnehin der Fall ist", so Lipitsch.

Modine-Reaktion

Auf eine Anfrage der Kleinen Zeitung meinte ein Sprecher des US-Konzerns, man bedauere, "dass die Verhandlungen zum Sozialplan von den Arbeitnehmervertretern unterbrochen wurden." Modine sei "nach wie vor zu Verhandlungen bereit", man möchte "eine tragfähige Lösung mit einem adäquaten Sozialplan erarbeiten".

Modine lade daher "die Vertreter der Arbeitnehmerseite jederzeit dazu ein, sich wieder an den Tisch zu setzen und weiter an einer guten Lösung für alle zu arbeiten“. Was genau unter "adäquat" verstanden wird, wurde nicht mitgeteilt.

Der offene Brief der Belegschaft an Modine-CEO Burke (Auszug)
Der offene Brief der Belegschaft an Modine-CEO Burke (Auszug) © KLZ/Kasupovic

Land: "Werden alles tun, was wir können"

Das Land Kärnten appellierte Donnerstagvormittag eindringlich an Modine, "Verantwortung zu übernehmen." Die Geschäftsführung sollte "die Augen aufmachen und erkennen, was die von ihr aus Profitmaximierung beschlossene Werksschließung für die Betroffenen bedeutet”, appelliert die Kärntner Landesregierung mit Landeshauptmann Peter Kaiser, LHStv.in Gaby Schaunig, LHStv.in Beate Prettner, LR Gernot Darmann, LR Christian Benger, LR Rolf Holub und LR Gerhard Köfer  an die Konzernverantwortlichen.

Die Regierungsmitglieder wollen sich nun selbst an den Modine-Konzern wenden, um "die Situation nochmals zu verdeutlichen". Man wolle jahrelange Rechtsstreitigkeiten, die weder dem Konzern noch den Betroffenen zuträglich sind, vermeiden." Man werde "alles tun, was wir tun können, um den Mitarbeiterinnen zu ihren Rechten zu verhelfen. Und wir werden unsererseits jede Chance nutzen, um die  Konzernverantwortlichen in die Pflicht zu nehmen”, so die Politiker.