Christian Felber, Botschafter und Autor der „Gemeinwohl-Ökonomie“, trat dieser Tage am Rande eines Vortrags in Klagenfurt für ein neues globales Handelssystem ein. In seinem aktuellen Buch „Ethischer Welthandel“ lehnt er es ab, Freihandel zum Glaubenskenntnis zu überhöhen: Grenzen sollen weder verschlossen noch ganz geöffnet, sondern ein Mittelweg angestrebt werden. Handel sei kein Selbstzweck. „Offene Grenzen haben vielen Menschen den Tod gebracht – Freihandel kann ganze Industrien ausradieren.“ Es sei ein Fehler, nicht darauf zu achten, wie Gewinne, die der Handel auslöst, verteilt werden. „Mit jedem Jahrzehnt des freieren Handels ist das Wirtschaftswachstum gesunken.“
Bhutan als Vorbild
Bhutan etwa wisse darum Bescheid: Der Zwergstaat stellt das Bruttonationalglück über das Bruttoinlandsprodukt. „Einen Beitritt zur Welthandelsorganisation lehnte die Regierung in Bhutan ab – in allen Aspekten, die das öffentliche Glück zusammensetzt, wäre eine Verschlechterung eingetreten.“ Denn ein Beitritt zur „Zwangshandelsorganisation“ mache den Handel einklagbar. „Unabhängig, ob Menschenrechte eingehalten werden, das Weltklima geschützt wird, kulturelle Vielfalt erhalten und der Zusammenhalt gestärkt wird“, sagt Felber.
"Zölle sind neutral"
Wäre Protektionismus eine Alternative? Felber lehnt Zölle keineswegs ab, sie seien „ein neutrales Instrument der Wirtschaftspolitik, wie Steuern oder Zinsen – die sind per se weder gut noch schlecht.“ Der streitbare Autor ruft nach einer „komplett anderen Regulierung“. Zuvor genannte Ziele wie der Schutz der Menschenrechte oder eine gerechte Verteilung seien zu definieren, Handelsabkommen mit diesen Kriterien zu verknüpfen: „Starten wir eine ethische Freihandelszone in der Uno, mit vielleicht 50 Staaten.“ Man könnte, so Felber, von Unternehmen eine Gemeinwohlbilanz fordern – „je nach Ergebnis des Gemeinwohlplans erhalten sie den freieren Zugang. Oder ihr Zugang wird teurer und sie dürfen weniger freihandeln.“