Wenn es um den Export von (Einkaufs-)Feiertagen geht, darf sich Amerika des maximalen Überschusses rühmen: Valentinstag, Halloween und jetzt „Black Friday“: Erst vor wenigen Jahren schwappte das Phänomen nach Europa und wird nun vom österreichischen Handel mit offenen Armen empfangen.
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Die Märkte sind ja weitgehend gesättigt, da kommt jeder Anlass recht, der Extra-Umsätze in die Kassen spült. In Deutschland rechnet der Handelsverband mit 1,7 Milliarden Euro, die heute und am Cyber-Monday, dem virtuellen Gegenstück am Montag, zusätzlich umgesetzt werden. Auf Österreich umgelegt – hiesige Schätzungen fehlen – ist das Black-Friday-Wochenende 2017 also 170 Millionen schwer.
Tatsächlich ist es atemberaubend, in welch kurzer Zeit der Einkaufstag nach dem traditionellen US-Thanksgiving-Fest bei uns Einzug hielt. Zuerst wurde der Black Friday virtuell integriert, nun rollt ihm der stationäre Handel den roten Teppich aus. Ob Handelsketten wie Media Markt oder Humanic, aber auch Autohersteller Fiat: Es ist die Zeit der Superlative, wenn „die besten Angebote des Jahres“ feilgeboten werden, am besten gleich in der „Black Week“. In Wien werden sogar schon eigene Black-Friday-Werbesackerln mit mehreren verschiedenen Flugblättern an die Haushalte verteilt.
Warten auf den Winterschlussverkauf war gestern, heute jagt ein „Mid Season Sale“ den nächsten „Woman’s Day“. „Aktionstage verbinden klassisches Shopping mit einer Erlebnisstimmung, sie laden den Einkauf also emotional auf“, sagt Rainer Will vom Handelsverband. Aktionstage spielen aber auch mit der Angst des Konsumenten, den günstigsten Zeitpunkt zu verpassen. Mit einem Aktionstag, wie auch dem in China populären „Singles Day“ kann dann der berühmte Schubser ausgelöst werden, zuzugreifen, erklärt Handelsexperte Peter Schnedlitz das Phänomen.
Kern des „Schwarzen Freitags“ sind zeitlich begrenzte Sonderangebote. Die Waren werden im Schnitt um 40 Prozent günstiger angeboten, das zeigen einschlägige Studien. Ist der Nahkampf am (virtuellen) Ladentisch bloß eine Verlagerung des Umsatzes – von der ersten Dezemberhälfte auf Ende November? „Es ist natürlich der Versuch, das Weihnachtsgeschäft auszudehnen“, so Schnedlitz.
Vom „echten“ Geschäft im Advent, wenn etwa zwei Milliarden Euro mehr als in den anderen elf Monaten umgesetzt werden, ziehe der „Black Friday“ noch wenig ab, schätzt der Wirtschaftsprofessor. Unterschätzen dürfe man die voranschreitende Amerikanisierung im Handel aber nicht. „Wenn der stationäre Handel stärker einsteigt, kann es schnell um einige Prozent vom Jahresumsatz gehen.“ Auch, weil stark Käuferschichten angesprochen werden können, denen der traditionelle christliche Anlass zum Schenken fehlt.
>>>Kommentar: Nüchtern im Konsumrausch
Aber selbst wenn „minus 80 Prozent“ den Zeigefinger an der Maus kribbeln lassen, raten Konsumentenschützer, kühlen Kopf zu bewahren: „Viele Rabatte basieren auf den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller“, so der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Auch fördern Lockangebote wie „das Angebot gilt nur zehn Minuten“ Stress, der völlig fehl am Platz ist. Der „Black Friday“ wird sogar zusehends zu einer Goldgrube für Betrüger.
Ob Resterampe für Ladenhüter oder echtes Schnäppchen, Zahlen des Handelsverbandes zeigen, dass jeder Vierte den „Black Friday“ oder „Cyber Monday“ zum Einkauf nutzt. Bei den 14–29-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Ob die bestellte Ware zeitnah geliefert wird, ist freilich fraglich: Sowohl an deutschen als auch italienischen Logistikstandorten von Amazon wird inmitten der Schnäppchenwoche gestreikt.
Noch sicherer als die alljährliche Vorweihnachts-Choreografie bei Amazon ist die Tatsache, dass der Onlinehandel weiter an Bedeutung zulegt, oft dank maßgeschneiderter Angebote für den gläsernen Kunden.
Der stationäre Handel hat hier noch viel Nachholbedarf, sein Überlebenselixier sieht er ebenfalls in Kundendaten: Kameras zur Gesichtserkennung und das Auslesen von Handydaten – nach entsprechender Freigabe – bei Betreten eines Geschäftslokales könnten bald die klassische Kundenkarte ersetzen, glauben Handelsexperten. „Die Bedürfnisse des Kunden genau zu kennen“ war einst das Motto jedes Greißlers – unter dem Druck von Amazon muss sich der stationäre Handel wohl seiner einstigen Stärken besinnen. Ob Friday oder Monday.