Bis Mitte November ist laut Berechnungen des Energiekonzerns E.ON so viel Strom aus erneuerbaren Quellen in einem Jahr erzeugt worden wie nie zuvor. "Von Anfang Januar bis Mitte November haben alle Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen bereits 131 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom produziert und damit schon jetzt mehr als im gesamten Jahr 2016", so E.ON-Geschäftsführer Robert Hienz in München.
2016 kamen die Windparks, Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen demnach auf insgesamt 129 Milliarden kWh, 2015 auf rund 126 Milliarden kWh. Die Zunahme an Ökostrom dürfte E.ON zufolge zum einen an den Herbststürmen gelegen haben. "Sowohl Sturm "Xavier" als auch Sturm "Herwart" hatten im September und Oktober die Windstromerzeugung auf neue Höchstwerte katapultiert", teilte das Unternehmen mit. Zum anderen schien vor allem im Süden deutlich häufiger die Sonne als im Vorjahr, wie der Deutsche Wetterdienst berichtete. Dort sind die meisten der rund 1,6 Millionen Solaranlagen installiert.
Zählt man nach einer Definition des Umweltbundesamts nicht nur die Faktoren Wasserkraft, Windenergie und Photovoltaik, sondern auch Biomasse, den "biogenen" Anteil des Abfalls und die Geothermie zu den erneuerbaren Energien, dann hat sich deren Gesamtanteil an der Stromerzeugung in Deutschland seit 1990 verzehnfacht. 2016 machten erneuerbare Energiequellen mit 188,2 Milliarden kWh rund 29 Prozent der Bruttostromerzeugung aus - 1990 waren es nur rund 3 Prozent.
"Das erfreuliche Ergebnis im Stromsektor darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland seine Erneuerbare-Energien-Ausbauziele für 2020 insgesamt verfehlen wird, wenn der Ausbau jetzt nicht deutlich beschleunigt wird", sagte Peter Röttgen, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). "Denn der Zuwachs betrifft lediglich den Stromsektor, während der Anteil erneuerbarer Energie bei der Wärmeversorgung nicht nachzieht und bei der Mobilität sogar leicht zurückgegangen ist."
2020 soll der Anteil an erneuerbarer Energie in allen Bereichen laut EU-Richtlinie bei 18 Prozent liegen - unter derzeitigen Bedingungen klettert er in den kommenden drei Jahren in Deutschland aber nur auf 16 Prozent, wie der BEE berechnet hat.