Microsoft, Boeing, Tesla, IBM, die Eliteunis Stanford und Berkeley – klingende Namen stehen auf dem Programm der größten österreichischen Delegation, die sich jemals zur US-Westküste aufgemacht hat. Sie startet am Sonntag in der Steiermark. Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (VP) und Wirtschaftskammer-Vize Jürgen Roth führen rund 50 Vertreter von Unternehmen und Forschungseinrichtungen nach Seattle, San José (Silicon Valley) und San Francisco.

Die USA und ihr brummender Wirtschaftsmotor sind seit heuer ein Schwerpunkt des Internationalisierungscenters. Das ICS will in den kommenden zwei bis drei Jahren Unternehmen aus der Steiermark beim Markteintritt helfen. Freilich ist die heimische Wirtschaft bereits jetzt mit mehr als 100 Niederlassungen in den USA sehr erfolgreich.

Weltgrößte Kühlanlage aus der Steiermark

Dem Grazer Solarpionier Solid etwa gehört in Arizona die größte solarbetriebene Kühlanlage der Welt. „Darüber hinaus haben wir Anlagen für Pepsi oder die Harvard-Uni errichtet, aktuell haben wir ein Bauprojekt in Hawaii“, erzählt Solid-Chef Christian Holter, der der Delegation angehört. Bei den Betrieben, die in der kommenden Woche besucht werden, sieht er Potenzial „für unsere Technologie. Mit der Stanford University sind wir bereits im Gespräch.“

Die österreichischen Exporte in die USA sind im ersten Halbjahr um neun Prozent gestiegen, dabei ist Kalifornien der größte Abnehmer von Produkten aus Österreich unter den Bundesstaaten. Doch „Seattle sieht sich als geheime Alternative zum Silicon Valley und ist mit seinem weltgrößten Aerospace-Cluster eine interessante Destination“, erklärt Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. 2000 Unternehmen zählt der Cluster und eine Reihe österreichischer Unternehmen sind Teil der Zulieferkette von Boeing, darunter Böhler Schmiedetechnik und Magna Steyr. Boeings größtes Werk steht in Everett, 50 Kilometer von Seattle im Bundesstaat Washington entfernt.

Starker Anstieg bei Direktinvestitionen

Die österreichischen Direktinvestitionen in den USA haben sich laut Nationalbank in den Jahren 2008 bis 2015 auf über zehn Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Eine „sehr wichtige Rolle“ spielt der Markt etwa auch für den steirischen Biodiesel-Spezialisten BDI. Vor genau einem Jahr wurde in Kalifornien eine von BDI modernisierte Biodiesel-Anlage eröffnet.
BDI-Vorstand Markus Dielacher sieht für die Technologie ebenfalls Luft nach oben, da, wie er sagt, der Bedarf nach Alternativen und das Bewusstsein für neue Lösungsansätze im Bereich Biotreibstoffe stark ausgeprägt seien. Allerdings erwartet Dielacher in den für die BDI relevanten Industriezweigen große technologische Einschnitte und erhofft sich von der Reise daher Impulse. „Die Firmen, die wir besuchen, sind Beispiele dafür, wie eine solche Entwicklung aussehen könnte.“

Fritz Prinz, Uni-Professor in Stanford und Österreicher
Fritz Prinz, Uni-Professor in Stanford und Österreicher © Norbert Swoboda

„Ich will die Westküste mit ihren Innovationspotenzialen erschließen. Ich bin noch von jeder Reise mit einer Idee zurückgekehrt“, erklärt auch Mario Müller, Vorstandsmitglied von SFL Technologies.

Möglicherweise hilft der einen oder anderen Idee ein Österreicher im Silicon Valley auf die Sprünge. Der 1950 in Wien geborene Physiker Fritz Prinz lehrt seit 1994 in Stanford, sein Fokus liegt auf der Energiespeicherung. Kaum eine Delegation aus Österreich lässt einen Besuch bei dem Forscher aus, so auch die steirische nicht.