Was steht heute Abend auf Ihrem Speiseplan?
PAOLO DI CROCE: Zu Mittag hatte ich Zerealien und grünen Salat. Zwei, drei Mal in der Woche gönne ich mir Fleisch und das wird heute abend Hühnchen sein mit Salat.
Sie halten strenge Regeln ein?
Eher Gewohnheiten. Also je ein, zwei Mal Rindfleisch oder Truthahn und Hühnchen maximal.
Klingt gut und gesund. Wie fanden Sie als graduierter Umweltingenieur zum Thema Slow food?
Ich habe mich viel mit Nachhaltigkeit beschäftigt und wollte immer etwas für den Umweltschutz tun und für qualitativ hochwertige Lebensmittel. Einschneidend war für mich die Begegnung mit dem Slow food-Begründer Carlo Petrini, der mir sagte, Slow food wird eine einflussreiche globale Bewegung werden.
Welche Dimensionen hat die Bewegung erreicht?
Wir haben ein Netzwerk in 150 Ländern, das eine Million Menschen in verschiedenen Mitgliedskategorien umfasst. Am stärksten sind wir in Italien, wo die Slow food-Bewegung vor 30 Jahren begründet wurde. Aber es reicht bis Brasilien, Südafrika und in jüngster Zeit auch bis China.
Slow food heißt nachhaltige, traditionelle Lebensmittelerzeugung. Hat die Welt bitter nötig. 90 Millionen sterben ja noch immer jährlich an Nahrungsmangel.
Absolut. Und 800 Millionen Menschen hungern. Das Agrarsystem hat in den letzten 70 Jahren versagt. 1,5 Milliarden Menschen haben Gesundheitsprobleme, weil sie zu viel oder ungesundes Zeug essen. Wir müssen also das Nahrungssystem ändern. Damit es gesund und geschmackvoll ist, müssen die Umwelt und die Produktion mit ihrer natürliche lokalen Diversität intakt sein.
Wie ist dieser holistische Ansatz der Welternährung mit Tourismus verbunden?
Es gibt weltweit das Interesse, nachhaltig zu produzieren und wir wollen überall gut essen. Und wir wollen endecken, wie unterschiedlich Nahrung erzeugt wird und woher sie kommt. Daher ist für das tiefere Verständnis der Besuch von Bauernhöfen und Produzenten genauso interessant wie der im Restaurant.
Welche Regeln müssen teilnehmende Regionen beachten?
Es sind eher Richtlinien. Diversität respektieren, Kulturen schützen. Gut, sauber, fair – das ist die Slow food-Philosophie, hin bis zur Tier-Wohlfahrt. Viele würden, wenn sie die Massenhaltung von Hühnern sehen würden, keines mehr essen.
Im Gailtal und Lesachtal produziert man seit jeher bedacht. Das Slow food-Projekt mit der Kärnten Werbung passt also?
Ja. Mit solchen Produzenten kann der Slow food Tourismus gut wachsen. Italiens Regionen leben im Tourismus zu 99 Prozent von Essen und Wein. Die Kombination mit der Landschaft macht das Projekt in Kärnten einmalig. Der erste Schritt, die Akteure zusammenzubringen, ist gelungen.
Adolf Winkler