Beobachter erwarten, dass die neuen Grenzwerte ab 2021 bis 2030 gelten sollen, mit einem Zwischenziel im Jahr 2025. Außerdem wird über eine Quote für emissionslose Autos spekuliert - dazu zählen etwa Elektroautos.
Welche Bedeutung haben die Grenzwerte für die deutschen Autobauer?
Laut Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) geht es um nichts geringeres als den Erhalt der "Leistungskraft der Industrie". Daimler, BMW und die Volkswagen-Töchter Audi und Porsche haben sich auf große Fahrzeuge mit viel Leistung spezialisiert. Je schärfer die Grenzwerte, desto schwerer wird es für die Autobauer, Strafzahlungen in Millionenhöhe zu vermeiden - die sollen 2021 fällig werden, falls ein Hersteller den bisherigen Grenzwert nicht einhält.
Eine zusätzliche Quote für emissionslose Fahrzeuge würde die Hersteller zwingen, mehr Elektroautos zu bauen. Das haben die deutschen Autobauer erst spät in Angriff genommen.
Haben die Hersteller ihre Grenzwerte bisher eingehalten?
Bisher müssen die Autobauer mit ihrer gesamten Fahrzeugflotte einen Grenzwert von durchschnittlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer bis Ende 2020 erreichen. Auf dem Papier waren die Vorgaben der EU erfolgreich, die Autobauer haben ihre Emissionen kontinuierlich gesenkt - aber nur im Labor, wie Umweltschutzorganisationen bemängeln.
Ein Grund ist, dass die Hersteller Schlupflöcher in der Gesetzgebung für Abgastests ausnutzen. Einige dieser Schlupflöcher hat die Kommission im September mit der Einführung des neuen Tests WLTP gestopft. Die Schere zwischen realen Emissionen und den offiziellen Angaben wird bis 2021 aber voraussichtlich nicht kleiner - erst dann wirkt der WLTP voll.
Was fordern die Autobauer?
Der europäische Herstellerverband ACEA will den CO2-Ausstoß bis 2030 um 20 Prozent gegenüber 2021 reduzieren. Es ist eine Abkehr von den bisherigen Grenzwerten, die immer in Gramm pro Kilometer und nicht in Prozent angegeben waren. Der Grund ist, dass sich die offiziellen Testwerte durch die Einführung des WLTP nach oben verschieben, aber derzeit niemand genau weiß, um wie viel.
Der Grenzwert soll nach den Vorstellungen von ACEA zudem abhängig davon sein, wie viele Elektroautos die Hersteller verkaufen: Bei mehr E-Autos ein strengeres Ziel, bei weniger E-Autos ein leichteres Ziel.
Was fordern die Umweltschützer?
Die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) fordert eine Reduktion um 45 Prozent bis 2030. Peter Kasten vom Öko-Institut verlangt außerdem: "Die Emissionen sollten auf der Straße gemessen werden, nicht nur im Labor." Dann würden die Messwerte realistischer ausfallen.
Kasten kritisiert, dass die Autobauer für das Ausnutzen der Schlupflöcher des alten Tests "belohnt" werden: Die Schlupflöcher sollen mithilfe einer Software der EU-Kommission in die neuen Grenzwerte eingerechnet werden, um eine "vergleichbare Strenge" zu erhalten. Der Gewinn für den Klimaschutz durch den strengeren Test sei damit dahin: Das Institut ICCT fürchtet, dass das alte Ziel von 95 Gramm statt 2021 in der Realität erst 2030 erreicht werden könnte, sollte sich die Autoindustrie durchsetzen.