In den 1970er Jahren sind die Slowenen mit Bussen angereist, um im Coop in Villach einzukaufen. Dort wo früher der Konsum regiert hat, steht heute das Atrio. Und das vor zehn Jahren an dem Standort eröffnete Einkaufszentrum ist mehr denn je ein Treffpunkt im Alpe Adria Raum.
Auch jetzt noch kommen viele Slowenen, hauptsächlich sind es aber die Italiener, die insbesondere an Samstagen und Montagen das Atrio beleben. Zugpferd ist der im Atrio angesiedelte Interspar. Frischfleisch, Wurstwaren, Frankfurter, Schwarzbrot und Speck locken die Italiener nach Villach. "Und wenn sie schon einmal im Einkaufszentrum sind, werden auch noch andere Dinge eingekauft", weiß Atrio-Chef Richard Oswald.
Profiteure sind außerdem die Villacher Innenstadt und die Hotellerie. Denn viele der Kunden aus Italien verbinden den Einkaufstrip auch gleich mit einem Bummel durch die Altstadt. "Wir machen deshalb speziell in Italien gemeinsam mit der Stadt und dem Tourismusverband Werbung", sagt Oswald. Alleine in Italien könne man von einem Einzugsgebiet von einer Million Menschen sprechen, so Oswald. 4,5 Millionen Besucher hat das Atrio 2016 in den insgesamt 87 Shops gezählt – darunter viele Steirer, Osttiroler und Salzburger. Der Senzaconfini-Gedanke hat auch im Atrio selbst Einzug gehalten – insbesondere in der Gastronomie in Form von italienischen Cafés und Restaurants.
Das wohl am längsten an dem Standort vertretene Geschäftslokal ist aber der Friseur Wagner. Vor 45 Jahren hat der Coop einen Friseur gesucht, der sich einmietet. Wagner hat sich drüber getraut – und schneidet heute erfolgreich den Kunden im Atrio die Haare.
Generell werde versucht, den Anteil der regionalen Händler im Einkaufszentrum hoch zu halten, so Oswald. Das sei im Textil-Bereich schwierig. Hier sind vor allem Ketten wie Hollister, New Yorker oder Esprit vertreten. In der Gastronomie sieht es anders aus. Da punktet beispielsweise Gert Wakonig mit seinem „Gute Laune“-Fruchtsaft in der pep juice bar. Und der „Danke Bauer“-Stand ist ebenfalls ein Anziehungspunkt.
„Wichtig ist die Inszenierung. Es geht vor allem um das Einkaufserlebnis“, sagt Oswald. Der stationäre Handel habe außerdem erkannt, dass es wichtig sei, zusätzlich auf die Online-Schiene zu setzen. „Wenn man etwas nicht aufhalten kann, muss man sich fragen, wie man es sich zu Nutze machen kann“, sagt Oswald.
Astrid Jäger