Gleich zwei neue Christian-Doppler-Labors (Finanziert durch Privatwirtschaft und öffentliche Hand) sind im Oktober an der Technischen Universität Graz eröffnet worden. Die Böhler Schmiedetechnik GmbH und der Metallproduzent Nemak sind Partner beim CD-Labor für Hochleistungslegierungen. Ein weiteres Labor sorgt dafür, dass komplexe Prüfstände im wahrsten Wortsinn geregelt ablaufen.
Wie fest, mechanisch belastbar und hitzebeständig eine Legierung im Hochleistungsbereich wie beispielsweise eine Turbinenschaufel ist, hängt wesentlich von den Belastungen in ihrem Herstellungsprozess ab. "Wir wissen zwar, dass thermomechanische Prozesse im Design von Hochleistungswerkstoffen eine wichtige Rolle spielen. Nichtsdestotrotz ist die Steuerung der erwünschten Eigenschaften einer Legierung mittels Prozessparameter und -routen noch eine Herausforderung für die Industrie und ein heißes Thema in der Metallforschung", weiß Maria Cecilia Poletti. Die Materialforscherin am Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik leitet das CD-Labor für Design von Hochleistungslegierungen mittels thermo-mechanischer Prozesstechnik, das am Dienstag in Graz eröffnet wurde.
Herstellung von Legierungen erforschen
Das Team der gebürtigen Argentinierin will in den kommenden sieben Jahren die physikalischen Phänomene, die speziell während der Herstellung und in der Anwendung von Nichteisenlegierungen wie etwa Titan-, Nickel- oder Aluminiumlegierungen vorkommen, erforschen. Unternehmenspartner sind der Metallproduzent Nemak mit Sitz in Mexiko und Linz sowie die Kapfenberger Böhler Schmiedetechnik. Die Firmenpartner und die Christian-Doppler-Gesellschaft investieren rund drei Millionen Euro in das CD-Labor.
Ebenfalls neu an der TU Graz ist das CD-Labor für modellbasierte Regelung komplexer Prüfstandsysteme unter der Leitung von Martin Horn. Die Grazer Forscher wollen den Fokus auf die Regelung komplexer Prüfstände für die Automobilindustrie und Hochvolt-Batteriesimulatoren, wie sie die Grazer Firma Kristl, Seibt & Co GmbH entwickelt, legen. Weiters befasst sich das Labor mit der Überprüfung des Reinigungsprozesses von Wafer-Scheiben für die Halbleiterindustrie. Schon kleinste Staubteilchen können die Struktur der Scheiben zerstören und die Wafer unbrauchbar machen, daher werden sie in speziellen Anlagen zigmal mit verschiedensten Chemikalien und Temperaturen gereinigt, teilte die TU Graz mit. Die Lam Research AG in Villach produziert und entwickelt solche hochkomplexen Reinigungsanlagen für die Halbleiterindustrie und hat sich als Unternehmenspartner in das CD-Labor eingeklinkt.
In CD-Labors kooperieren Wissenschafter mit Unternehmen im Bereich anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Die Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Firmen gemeinsam finanziert, wichtigster Fördergeber der Christian-Doppler-Gesellschaft ist das Wirtschaftsministerium. An der TU Graz sind nun fünf CD-Labors angesiedelt.