Im Vorjahr waren vier Runden erforderlich, 2015 benötigten Arbeitnehmer und Arbeitgeber drei Treffen, dafür wurde aber auch 24 Stunden am Stück verhandelt. Ob es heuer im vierten Anlauf klappt ist mehr als fraglich, schließlich sind beide Seiten noch sehr weit auseinander - oder eigentlich noch gar nicht aufeinander zugegangen. Die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA haben in der zweiten Verhandlungsrunde die Forderung nach vier Prozent mehr Lohn und Gehalt auf den Tisch gelegt, von der Industrie gibt es dazu noch keinen Gegenvorschlag.

Weiters fordern die Gewerkschaften eine bessere Abgeltung für Auslandsreisen sowie der Schicht- und Nachdienste, eine deutliche finanzielle Besserstellung der Lehrlinge und ein Papamonat.

Es wird noch immer über Rahmenbedingungen gestritten

Bis dato wird noch immer um die Rahmenbedingungen gestritten, wobei den Arbeitgebern die Angleichung von Arbeitern und Angestellten durch den Gesetzgeber und die Nichteinigung der Sozialpartner bei einer Arbeitszeitflexibilisierung schwer im Magen liegen. "Die Gewerkschaften haben sich dazu mit ihrer Verweigerung nach einer Arbeitszeitflexibilisierung und der Umgehung der Sozialpartnerschaft durch parlamentarische Beschlüsse im Grunde aus der Sozialpartnerschaft verabschiedet", teilte dazu Fachverbandsobmann Christian Knill in einer Aussendung mit.

Knill kritisiert, dass die Arbeitnehmervertreter mit "unvernünftigen und übertriebenen Forderungen" einen Abschluss "jedes Jahr schwerer machen" und dass auch die Tonalität zu Wünschen übrig lässt. "Noch vor Verhandlungsstart werden öffentlich unrealistische Forderungen zelebriert - heuer summiert sich das Forderungspaket zu Entgelterhöhungen und Rahmenrecht auf nahezu sechs Prozent - dazu kommt eine aggressive Tonalität aus dem letzten Jahrhundert, die von Beginn an auf Konfrontation und Streit setzt", so Knill. So hätten die Arbeitgeber nie eine Nulllohnrunde gefordert, wie die Gewerkschaften angedeutet hätten.

Jeder dritte Betrieb hat negatives Geschäftsergebnis

Und Knill erinnert daran, dass sich die Branche nach der Decke strecken müsse. Es stimme zwar, dass die Konjunktur gut laufe, trotzdem dürfe man die Betriebe nicht über einen Kamm scheren. Laut Knill haben rund ein Drittel der Firmen nach wie vor ein negatives Geschäftsergebnis (EGT). Die Branche beschäftigt knapp 130.000 Mitarbeiter, meist sind es Familienbetriebe.

Im Vorjahr einigten sich die Arbeitgeber und Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie auf eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 1,68 Prozent. Die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate lag damals bei 0,8 Prozent. Die nun relevante Teuerungsrate liegt bei 1,8 Prozent, ebenfalls berechnet für die letzten zwölf Monate.

Gewerkschaft hat Druck erhöht

Vor dem Treffen in der Wirtschaftskammer haben jedenfalls Pro-Ge und GPA den Druck erhöht. Werde man heute nicht handelseins, dann wird es bereits ab dem nächsten Tag bundesweit Betriebsversammlungen geben, haben die beiden Verhandlungsführer Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA) bereits klar gestellt.

Beide Seiten befinden sich heuer in der schwierigen Situation, dass sowohl Gewerkschaften und Arbeiterkammer als auch die Wirtschaftskammer die Sozialpartnerschaft, und die damit verbundene Kammerpflicht, hochhalten wollen, die unter einer möglichen ÖVP-FPÖ-Koalition unter Druck geraten könnte. Dazu brauchen beide Seiten aber bald einen Kompromiss, um die Handlungsfähigkeit dieser urösterreichischen Institution unter Beweis zu stellen.