Die Drogeriemarktkette DM hofft beim Kampf gegen das Apotheken-Monopol auf eine Entscheidung noch in diesem Jahr. Das Unternehmen plant nach wie vor, rezeptfreie Medikamente zu verkaufen. Schon im März 2016 hatte DM einen entsprechende Individualantrag beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Seit 2015 ist es laut Verordnung des Gesundheitsministeriums Apotheken erlaubt, rezeptfreie Medikamente im Internet zu verkaufen. Der Apotheker müsse online nicht beraten und durch den Versand könne weder ein sicherer Transport noch die richtige Einnahme sichergestellt werden.
"Nach Freigabe des Onlinehandels bestehe eine rechtliche Ungleichbehandlung, die verfassungswidrig ist", argumentiert man bei DM. Das Monopol führe zu undurchsichtigen Preisen und fehlendem Wettbewerb. In den DM-Filialen in Deutschland, Ungarn und Kroatien werden bereits rezeptfreie Medikamente verkauft. Vor einem Jahr blitzte DM mit einem Antrag auf Aufhebung des Paragraph 59 des Arzneimittelgesetzes und Paragraph 5 des Apothekergesetzes noch ab. Danach "erweiterte" man den Antrag. DM hofft, dass der VfGH noch in diesem Jahr entscheidet.
Starker Umsatzsprung
Im Geschäftsjahr 2016/2017 (per 30. September) hat die Drogeriemarktkette erneut kräftig zugelegt. In Österreich kletterte der Umsatz um sechs Prozent auf 904 Mio. Euro, in den Ländern Zentral- und Osteuropas um 10,22 Prozent auf 1,498 Mrd. Euro. Das teilte Manfred Kühner, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung, mit.
Als Gesamtkonzern - dazu gehören der Teilkonzern Österreich/CEE sowie dm Deutschland - erwirtschaftete die Drogeriemarktkette in 3.464 Filialen 10,3 Mrd. Euro Umsatz und beschäftigte mehr als 59.000 Mitarbeiter. In Österreich hat das Unternehmen mit Sitz in Wals bei Salzburg derzeit 391 Filialen. Das ist um eine mehr als im vergangenen Geschäftsjahr. "Das Umsatzwachstum ist stärker als das Filialwachstum", verwies Kühner auf die gestiegene Produktivität. Das habe auch mit einer starken Ausweitung des Sortiments im Bereich Schönheit und Bio-Produkte zu tun. Insgesamt seien 1.900 neue Artikel dazugekommen, erläuterte Martin Engelmann, Vorsitzender der dm Geschäftsführung.
Expansion in Italien geplant
Investiert wurde stark in die Qualität der Standorte: 40 Filialen in Österreich wurden modernisiert und zum Teil vergrößert. Der Teilkonzern hat in Österreich und den verbundenen Ländern Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Bulgarien und Mazedonien 108 Mio. Euro investiert, den Großteil in das Filialnetz. "Im laufenden Geschäftsjahr wollen wir die Schlagzahl noch erhöhen", kündigte Kühner an. Das Unternehmen plant Investitionen von 138 Mio. Euro. Dazu gehört auch eine Marktoffensive in Italien, wo man im Mai in Verona eine Zentrale in Betrieb genommen hat. Die erste Filiale werde Anfang Dezember in Mailand eröffnet, kündigte der Manager an. In den nächsten drei Jahren will dm in Italien auf 100 Filialen anwachsen. Man werde sich dabei vorerst auf Norditalien konzentrieren, sagte Kühner.
In Österreich beschäftigt dm derzeit 6.763 Mitarbeiter, um 170 mehr als im Jahr zuvor. In den verbundenen Ländern gibt es 12.377 Mitarbeiter - ein Zuwachs von 1.300 Menschen. Das Unternehmen bemüht sich, die in Österreich übliche Drogistenausbildung auch in den verbundenen Ländern zu etablieren. 80 Mitarbeiter haben schon an einem entsprechenden Lehrgang teilgenommen. Pro Jahr bildet das Unternehmen in Österreich rund 300 Lehrlinge aus.