Die Energieregulierungsbehörde E-Control hat ihre Preisvergleichsplattform, den Tarifkalkulator, runderneuert. Die Preisvergleiche für Strom und Gas funktionieren nun in vollem Umfang auch auf mobilen Geräten, den Kunden stehen mehr Funktionen zur Verfügung als bisher. Neu sind etwa Vergleiche für Haushalte, die auch selbst Solarstrom erzeugen, und die Einbeziehung der digitalen Stromzähler.
Nötig wurde der Relaunch durch die technischen Änderungen und auch der Strom- und Gasmarkt hat sich seit Beginn der Liberalisierung Anfang des Jahrtausends massiv gewandelt.
Vor 16 Jahren im Jahr eins der Strommarktliberalisierung, als die freie Lieferantenwahl möglich wurde, ging die erste Preisvergleichsseite der E-Control online. Der Wettbewerb sei zunächst etwas träge gelaufen, habe aber in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch am Freitag bei einer Pressekonferenz. Aktuell seien rund 150 Stromanbieter und 40 Gasanbieter in Österreich aktiv. In Wien könne ein durchschnittlicher Haushaltskunde derzeit unter mehr als 115 Angeboten wählen. Pro Jahr gibt es rund 500.000 Zugriffe auf den Tarifkalkulator.
Wechselraten nahe drei Prozent
Im ersten Halbjahr 2017 erreichte die Zahl jener, die sich einen neuen Energieanbieter gesucht haben, einen neuen Rekord. Die Wechselrate betrug bei Strom 2,6 Prozent, bei Gas 3,5 Prozent. Auch technisch hat sich seit 2001 - drei Jahre vor der Gründung von Facebook - einiges getan, das Internet ist mobil geworden.
Für die Kunden sei der Energiepreis maßgeblich, aber auch andere Kriterien seien wichtig geworden - darunter etwa die Herkunft des Stroms, Form der Rabatte oder auch, ob die Rechnung aus einer Hand kommt, so Urbantschitsch. Hier ist die E-Control im Tarifkalkulator mit neuen Features nachgezogen, er kann aber nach wie vor auch einfach die Standardsituation darstellen.
Neu ist, dass auch sogenannte Prosumer - Konsumenten, die auch Strom produzieren und verkaufen - die Lieferanten vergleichen können. Kunden hätten vielfach angefragt, wie es mit der Einspeisung ausschaue, was man für den Stromverkauf bekommen könne. Vor allem im Bereich Photovoltaik werde es hier noch spannend.
Mit der jüngsten Ökostromnovelle sind Photovoltaik-Anlagen auf Dächern auch in Mehrparteienhäusern möglich. Urbantschitsch erwartet hier vor allem beim Neubau eine starke Nachfrage. Bei einem Einfamilienhaus mit Photovoltaik-Anlage liege der durchschnittliche Eigenverbrauch derzeit bei rund 30 Prozent, 70 Prozent des erzeugten Stroms werden ins Netz eingespeist und verkauft. Mit den neuen Gemeinschaftsanlagen werde auch der Eigenverbrauch steigen, erwartet Urbantschitsch. Aktuell sind nach Schätzungen der E-Control in Österreich mehrere tausend private Photovoltaik-Anlagen in Betrieb.
Gerüstet für "Smart Meter"
Gerüstet ist der Tarifkalkulator jetzt auch für die "intelligenten" Stromzähler (Smart Meter). Mit diesen digitalen Zählern können die Verbraucher Strom zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Preisen beziehen, betonte E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. Ein Haushalt könne durch neue Produkte in diesem Bereich Kosten sparen. Aktuell sind es für einen Durchschnittshaushalt bis zu rund 80 Euro im Jahr. Derzeit ist das Angebot an solchen Tarifen noch nicht sehr groß, die Smart-Meter-Einführung beginnt gerade.
Möglich sind künftig auch Preisvergleiche über zwei und drei Jahre. Damit ist eine bessere Vergleichbarkeit bei den Rabatten gegeben. Einen eigenen Button gibt es nun auch für Strom aus Österreich.
Der Tarifkalkulator wird von der E-Control mit gesetzlichem Auftrag betrieben und umfasst alle Lieferanten. Er sei wichtig für die Transparenz im Markt, betont Urbantschitsch heute. Das Konzeptionsprojekt für den neuen Tarifkalkulator wurde 2014 gestartet.