Das Ende des Roamings innerhalb der EU im Juni des heurigen Jahres hat die Handynutzung im Ausland sprunghaft steigen lassen. Beim Wiener Anbieter H.O.T. hat sich in den Sommermonaten die Zahl der verbrauchten Telefonieminuten im Jahresvergleich verdreifacht. Die Anzahl der SMS verdoppelte sich und der Datenverkehr erhöhte sich gar um das 22-fache.
Im Sommer 2016 telefonierten H.O.T.-Kunden im Auslandsurlaub im Schnitt sieben Minuten, heuer waren es 15 Minuten, rechnete H.O.T.-Chef Michael Krammer am Mittwoch vor. Die verbrauchte Datenmenge hat demnach von durchschnittlich 24 auf 313 MB zugelegt. Und die Anzahl der Tage, an denen EU-Reisende Telekommunikationsdienste nutzten, hat von 4,6 auf 6,9 zugenommen.
Dabei wurde das Handy nicht nur länger und öfter, sondern auch von mehr Reisenden genutzt. Im Jahresvergleich nahm die Anzahl der EU-Reisenden mit Roaming-Nutzung bei H.O.T. heuer um den Faktor 1,75 zu. Wobei europäische Urlaubsdestinationen wie Spanien, Griechenland und Kroatien von den Terroranschlägen und politischen Unruhen in Nordafrika und der Türkei profitiert hatten und starke Zuwächse bei den Touristenzahlen verzeichnet hatten.
Kritik an hohen Gebühren
Fazit von Krammer: "Roaming like at home ist zu hundert Prozent aufgegangen. Es gibt keine Verhaltensunterschiede mehr."
So sehr er die Angleichung von Inlands- und Auslandstarifen begrüßt, so sehr hadert er mit den Gebühren, die sich die Anbieter untereinander bei der Nutzung des Netzes des Mitbewerbers bei Auslandstelefonaten verrechnen. "Während die Umsätze aus EU-Roaming um 55 Prozent gesunken sind, stiegen die Kosten um 315 Prozent", erklärte er vor Journalisten in Wien. So weise die Kostenstelle "EU-Roaming" bei H.O.T. einen negativen Deckungsbeitrag auf. "Wir haben in das Geschäftsmodell richtig eingezahlt", beklagt Krammer.
Er fordert, dass die Auslands-Zusammenschaltungsgebühren an jene des Inlands angeglichen werden - und hofft hier auf die Unterstützung der österreichischen EU-Parlamentarier, die diese Hilfe bereits auch zugesagt hätten. Die hohen brancheninternen Gebühren führt er auf das Lobbying der großen, internationalen Telekommunikationsanbieter zurück, die durch ihre globale Aufstellung die eigenen Kosten "von der rechten Tasche in die linke Tasche" schieben würden.
Außerdem habe es die EU versäumt, eine überschaubare, einfache Lösung zu schaffen. Nun gäbe es Tarife mit inkludiertem Roaming, ohne Roaming oder (in Ausnahmefällen) mit kostenpflichtigem Roaming - oder mit gar keiner Möglichkeit im Ausland zu telefonieren.