Etwas mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Start des EU-Forschungsprogramms "Horizon 2020" konnten heimische Forschungseinrichtungen und Unternehmen knapp weniger als 780 Mio. Euro einwerben. Mit einer Erfolgsquote von 16,5 Prozent liege man deutlich über dem EU-Schnitt von 14,4 Prozent und hinter Belgien und Frankreich auf Rang drei, hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien.
Für immerhin 39 Prozent der österreichischen Beteiligungen zeichnen Unternehmen verantwortlich. Dieser Anteil liegt vier Prozent über dem Schnitt. Auf Hochschulen entfallen 28 Prozent der Beteiligungen, außeruniversitäre Einrichtungen kommen auf 21 Prozent.
Am erfolgreichsten schneidet Österreich beim auf die Grundlagenforschung fokussierten Europäischen Forschungsrat (ERC) ab. Die 89 in dem Zeitraum eingeworbenen hochdotierten "Grants" summieren sich auf 150,4 Mio. Euro. Am zweiterfolgreichsten bewarben sich österreichische Institutionen im Teilprogramm "Information and Communication Technologies" (ICT). Hier gab es bis Ende September Zuerkennungen in der Höhe von 115 Mio. Euro.
Letzte Runde mit 30 Milliarden Euro
"Horizon 2010" hält von 2014 bis 2020 rund 80 Mrd. Euro bereit. Das größte Stück des Förderkuchens wird aber erst verteilt: Bei der letzten Ausschreibungsrunde, die in den nächsten Wochen startet, gibt es 30 Mrd. Euro zu verteilen, wie der stellvertretende Direktor in der Generaldirektion Forschung und Innovation der EU-Kommission, Wolfgang Burtscher, ausführte. Die Dimensionen von "Horizon 2020" würden beispielsweise anhand der bisher rund 140.000 eingereichten Anträge ersichtlich. Trotz seines Umfangs ist das Programm stark überzeichnet. Umso erfreulicher sei Österreichs Abschneiden, denn immerhin zwölf bis 13 Prozent der hier beantragten Mittel, würden auch gewährt, sagte Burtscher.
Beim Start Anfang 2014 hat die heimische Politik als Ziel das Einwerben von 1,5 Mrd. Euro ausgegeben. Diesem Ziel "kommen wir näher", sagte Barbara Weitgruber, Leiterin der Forschungssektion im Wissenschaftsministerium. Man arbeite weiterhin "intensiv daran, das auch zu erreichen", betonte auch die Geschäftsführerin der auf angewandte Forschung spezialisierten Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Henrietta Egerth.
Sie würde sich von den im Rahmen des ERC sehr erfolgreichen Universitäten auch mehr Aktivität in anderen Programmteilen wünschen. Egal ob Hochschule oder Unternehmen, angesichts der international hart umkämpften Gelder, müsse besonders darauf geachtet werden, das Niveau der Einreichungen mit heimischer Beteiligungen hoch zu halten. Das sei der einzige Weg, um einer gewissen Frustration unter den Forschern vorzubeugen, so Egerth. Da aber die letzte Tranche des Programms am üppigsten dotiert ist, rechnet Burtscher auch mit weniger Frustrationserlebnissen, da die Zuerkennungsquoten steigen sollten.
Folgeprogramm muss erst geschnürt werden
Wie es nach 2020 weitergehen soll, stehe noch in den Sternen. Österreich komme im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 jedenfalls eine entscheidende Rolle beim Aufsetzen des Folgeprogramms zu, hieß es. Für Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka, die sich auch als Mitglied der europäischen "High-level Strategy Group on Industrial Technologies" mit der Ausrichtung des dann neunten Rahmenprogrammes auseinandersetzt, gilt es hier vor allem, rasch auf neue Entwicklungen zu reagieren. Momentan denke man etwa intensiv über die weitere Fokussierung auf Schlüsseltechnologien nach. Hier könnte neben Themen wie Materialforschung, Nanotechnologie oder Produktion auch bald ein neuer Schwerpunkt auf Künstliche Intelligenz (KI) gelegt werden.
Auch über dem "Horizon 2020"-Nachfolger schwebt das Schreckgespenst des Brexit. Großbritannien trage, wie bei allen EU-Töpfen, bisher rund zwölf bis 13 Prozent der Mittel bei. Gerade in der Forschung und Innovation seien die Verflechtungen jedoch extrem eng. Immerhin rund 1.800 Verbindungen zwischen österreichischen und britischen "Horizon 2020"-Projektpartnern zähle man aktuell, sagte Burtscher. Wie die zukünftige Beteiligung dieses wichtigen Players aussehen wird, müsse sich erst zeigen.