Airbus-Chef Tom Enders wehrt derzeit sich in regelrechten Interview-Marathons gegen den Vorwurf, sein Unternehmen habe über Jahre hinweg bestochen, um an Flugzeugaufträge zu kommen. Den Verdacht, es gebe eine schwarze Kassa im Unternehmen, weist er nun auch gegenüber dem deutschen "Handelsblatt" (Montagsausgabe) laut Vorausbericht zurück.

"Ich habe keine und ich kenne keine", sagte er demnach auf eine schwarze Kassa angesprochen. "Bis zum Beweis des Gegenteils" gehe er davon aus, dass es definitiv keine schwarzen Kassen bei Airbus gebe. Um klare Antworten zu bekommen, stelle man den eigenen Laden auf den Kopf.

Bestätigt: milliardenschwere Gegengeschäfte

Die Praxis, dass milliardenschwere Gegenschäfte für erhaltene Aufträge vereinbart werden, bestätigte Enders: "Ja, die gibt es immer noch im weltweiten Rüstungsgeschäft." Enders sagte dazu weiter im "Handelsblatt": "Wir als Industrie sind sicher keine Freunde davon. Man kann sie aber auch nicht in Bausch und Bogen kriminalisieren, wie das gerne und vor allem neuerdings in Österreich getan wird."

Enders hatte seine Belegschaft wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergelder in Millionenhöhe bereits auf schwere Zeiten eingestimmt. Er schließt eine hohe Strafe nicht aus. Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Ermittler untersuchen zudem schon seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an Österreich.

Weitere Ermittlungen gegen Airbus

Insgesamt sieht sich Airbus neben Österreich in mindestens drei Ländern mit Ermittlungen konfrontiert. Dabei geht es um Schmiergeldzahlungen beim Verkauf von Kampfflugzeugen ("Eurofighter"), aber auch von Verkehrsflugzeugen. Laut Enders funktioniert die Governance bei Airbus aber bestens. "Sonst hätten wir nicht 2014 die Zahlungen gestoppt, mit viel Geld externe Untersuchungen begonnen, die Selbstanzeige gemacht. Niemand war naiv darüber, was das für Konsequenzen haben kann für das Unternehmen."

"Wir sind nicht in der Krise"

In der Affäre geht es nicht nur um mögliche Milliardenstrafen für den Konzern. Es geht auch um das Ansehen von Enders. "Wenn es hart auf hart kommt, zählt für mich zweierlei: Erstens: Was ist das Beste für das Unternehmen? Und zweitens: Wie schütze ich meine persönliche Reputation und Integrität?" Der Airbus-Chef versicherte zudem: "Ich klebe nicht an meinem Job. Verlassen Sie sich darauf: Wenn ich nicht mehr Teil der Lösung bin, dann hoffe ich, dass ich das selbst merke und von mir aus die Konsequenzen ziehe - aber noch sehe ich den Punkt weiß Gott nicht." Das Unternehmen sieht Enders durch die Vorwürfe nicht in der Krise. "Wir schließen weiter große und kleine Deals ab, wir bauen weiterhin sehr gute Flugzeuge und die sind auch bei den Kunden überaus gefragt."