Der Trend "Adult Coloring", Ausmalen für Erwachsene, bescherte Buchverlagen einige Jahre hindurch Millionenauflagen, die Malbücher verkauften sich auf der ganzen Welt. Auch Stiftehersteller profitierten davon. Faber-Castell kam im Geschäftsjahr 2015/2016 auf den bis dato höchsten Umsatz der Firmengeschichte. Auch im Geschäftsjahr 2016/2017 verbuchte das Unternehmen einen neuen Rekordumsatz von 667 Millionen Euro - ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fürs laufende Jahr rechnet Daniel Rogger, neuer Chef bei Faber-Castell, mit etwas weniger Wachstum: Der Grund - der Ausmal-Boom ist im Abflauen, der Hype ist vorbei.
Doch es gibt schon neue Trends, von denen Unternehmen wie Faber-Castell und Verlage profitieren können. Wie beim Ausmalen geht es auch da um eine Gegenbewegung zur fortschreitenden Digitalisierung, um künstlerische und alltagstaugliche Entspannungstechniken.
Schon gehört vom Handlettering? Bei diesem Folgetrend geht es um die Lust am Schönschreiben. Längst gibt es dazu Bücher, Kurse, Onlinevideos und Kurse sowie ein umfangreiches Zubehör von Stifteherstellern.
Doodling hingegen ist das bewusste Kritzeln von Mustern, etwa, während man gerade telefoniert. Auch für diesen Trend wurden eigene Ausmalbücher aufgelegt.
Das Bullet Journaling sei bei jungen Leuten beliebt, bei diesem Zeitverteib wird auf kunstvolle Weise eine To-do-Liste gestaltet. Wiederum geht es hier um schöne Handschrift und um Zeichnen.
Rogger setzt bei der Entwicklung von Faber-Castell einerseits auf diese Trends, andererseits auf Zuwächse in China. Zwar sei das Unternehmen bereits in der Volksrepublik präsent, könnte dort aber ein viel größeres Wachstumspotenzial ausschöpfen, sagt Rogger.
Die starke Billigkonkurrenz in China schreckt ihn nicht. Vielmehr sei dies eine Chance, gezielt im Premiumsegment zu punkten.
"Wir wissen, dass der asiatische Konsument sehr markenbewusst ist und einen hohen Fokus auf Qualität legt", sagte Rogger. Im weltweiten Geschäft mit Luxusprodukten würden immerhin 50 Prozent des Umsatzes in Asien erzielt, rechnete der Firmenchef vor.
In die Suche nach Ideen sollen sich auch "Innovationslabore" in den jeweiligen Produktionsstandorten stärker einbringen als bisher. In solche Labors hole Faber-Castell Akteure aus der Start-up-Szene, die sich stärker austauschen sollen. "Sie sollen Wege finden, wie wir unser analoges Schreiben und unser Zeichnen mit der digitalen Welt verknüpfen können. Da sind Projekte, die wir bisher wenig gemacht haben."