Als der Schweizer Franken kürzlich zum Euro bei 1,15 antippte, sagten manche schon, er schwächelt jetzt.
PETER BREZINSCHEK: Ich gehe davon aus, dass der Schweizer Franken im Zuge der unterbrochenen Euro-Aufwertung auch seine Schwäche gegenüber dem Euro wieder ablegen wird. Aber wenn es im Verlauf von 2018 tatsächlich bei der Europäischen Zentralbank früher zu einem Ende der überaus generösen Geldpolitik kommt, als in der Schweiz, dann kann es sein, dass der Schweizer Franken sich in Richtung 1,18 oder 1,19 in Bewegung setzt und damit das alte Ausbruchsniveau noch einmal antestet.
Heißt das, man kann auf einen zurückkehrenden Vorteil hoffen, wenn man in einem Schweizer Franken-Kredit fürs Haus steckt?
Nein, man kann in den nächsten Monaten darauf hoffen, dass es nicht wieder zu einer abrupten Trendumkehr kommt und neue Schweizer Franken-Höchststände erzielt werden. Wenn die Schweizerische Nationalbank 2019 ebenfalls beginnt, mit ihrer negativen Zinsenpolitik aufzuräumen, ist es klar, dass der Schweizer Franken seine Aufwertung gegenüber dem Euro wieder fortsetzt. Die Frist ist begrenzt und das Fenster mit dem schwächeren Schweizer Franken kurz.
Wie groß ist noch das Volumen von Schweizer Franken-Krediten in Österreich, auf die sich unzählige Häuselbauer oder Unternehmer auf Anraten ihrer Bankberater eingelassen haben?
Es ist noch immer eine beträchtliche zweistellige Milliardengröße. Ich gehe davon aus, dass es rund 15 bis 18 Milliarden in Euro ausmacht.
Das Gesamtvolumen an Franken-Krediten war viel größer.
In Österreich hatten wir an die 50 Milliarden im Euro.
Wie viele von jenen über 30 Milliarden sind unter Verlusten vom Franken- zum Eurokredit zwangskonvertiert worden?
Es sind viele ausgestoppt worden, als beim Kurs von 1,20 die Schweizerische Nationalbank im Jänner 2015 die Bindung an den Euro aufgegeben hatte. Wer ein Stop-Loss-Limit hatte, also wenn der Kurs die 1,20 nach unten durchbrach, bei dem wurde automatisch eine Konvertierung ausgelöst. A la longue ist es vernünftig, sich nicht mit diesen Währungsspekulationen einzulassen.
Für den Euro ist aktuell wichtiger, was an der Europäischen Zentralbank passieren wird, als was in Spanien und Katalonien für Europa ausbrechen kann?
Für den Euro ist die Politik der Europäischen Zentralbank relevant. Aber nicht allein, sondern immer im Vergleich zu dem, was die US-Notenbank macht.
Die die Zinsen schon angehoben hat. Wann erwarten Sie die erste Anhebung der Leitzinsen durch die EZB von der Nulllinie?
Die erste Zinssteigerung durch die Europäische Zentralbank wird im ersten Halbjahr 2019 erwartet. Aber es kann sein, dass die EZB den Einlagensatz, der derzeit bei Minus 0,40 Prozent die negativen Zinsen am Geldmarkt dominiert, vielleicht schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 nach oben anpasst.
Also für Einlagen der Banken von negativ auf Null stellt?
Das kann ich mir schwer vorstellen. Der Einlagensatz ist immer unter dem Hauptrefinanzierungssatz angesiedelt. Aber mit minus 0,25 bis minus 0,1 Prozent könnte ich mir eine neue Spanne vorstellen, um die Negativzinsen am Geldmarkt abzumildern.
Negativzinsen für Banken blieben somit vorerst bis 2019?
Das ist derzeit das wahrscheinlichste Ziel der EZB. Für die Kunden sehe ich unterdessen nach den Urteilen über die Weitergabe von Negativzinsen keine Änderung.
Adolf Winkler