Bereits seit längerem tobt ein Streit um einen neuen Druckereien-Kollektivvertrag. Zu Wochenbeginn kam es etwa zur ersten Protestkundgebung vor dem Betrieb von Wirtschaftskammer-Fachverbandsobfrau Ingeborg Dockner. Laut Gewerkschaft sind Delegationen aus ganz Österreich gekommen, in Summe 200 bis 250 Personen.
Die mit harten Bandagen geführte Auseinandersetzung macht auch vor der Steiermark nicht halt - und das sorgt jetzt für riesigen Wirbel. In einer Postwurfsendung der Gewerkschaft der Privatangestellten, der in der Region Weiz an alle Haushalte ging, wird Daniela Klampfer, die Inhaberin der Universitätsdruckerei Klampfer mit Sitz in St. Ruprecht an der Raab, unter dem Titel "Gelbe Karte für Daniela Klampfer" harsch kritisiert und als Unternehmerin ohne Verantwortung dargestellt.
"Niveaulosen Schlag unter die Gürtellinie"
Die Wirtschaftskammer kritisiert nun wiederum die Gewerkschaft. Als „niveaulosen Schlag unter die Gürtellinie“ bezeichnet der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk diese Postwurfsendung der Gewerkschaft der Privatangestellten. Er verweist darauf, dass Klampfer in der Region "nicht weniger als 100 Arbeitsplätze sichert" Sie wegen des KV-Wegfalls persönlich zu diffamieren sei untragbar. Gemeinsam mit Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer fordert Herk von den Gewerkschaftsspitzen darum eine klare Distanzierung.
Die Gewerkschaft der Privatangestellten wirft der Unternehmerin ein verantwortungsloses Vorgehen vor, da Klampfer aufgrund des derzeit fehlenden Kollektivvertrags in dieser Branche Einzelverträge mit ihren Mitarbeitern geschlossen hat.
„Mir blieb aufgrund des aktuell rechtsfreien Raums auch gar keine andere Wahl. Meine Mitarbeiter sind trotzdem bestens geschützt und werden fair entlohnt“, so Klampfer, die sich, ob der Gewerkschaftsaktion schockiert zeigt. Vinzenz Harrer: „Dieser persönliche Angriff gegen eine hoch angesehene Unternehmerin ist ein Schlag unter die Gürtellinie. Wir fordern die Gewerkschaftsspitzen auf, sich von einer solchen Vorgehensweise zu distanzieren.“
Mögliche Proteste vor der Druckerei
"Einzelne Arbeitgeber versuchen bereits Kapital daraus zu schlagen, dass die KV-Fähigkeit vor einem Jahr zurückgelegt wurde, indem sie die Arbeitsbedingungen verschlechtern", sagte unterdessen der stellvertretende GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher. Er nannte bereits am Montag die Druckerei Klampfer als Beispiel. Am 4. Oktober will die Gewerkschaft daher dort als nächstes protestieren. Sollte die Kammer nicht einlenken, werde man noch bei anderen Firmen vorstellig, kündigte der Gewerkschafter an.
Hintergrund ist der seit Längerem schwelende Streit um einen neuen Kollektivvertrag. Die Wirtschaftskammer stellt ihre Sicht der Dinge so dar: Der vom Fachverband Druck jüngst vorgezeichnete Weg zu einem neuen Drucker-KV (der durch Zurücklegung des KV-Mandats durch den freiwilligen Verband Druck und Medientechnik, die Mitte dieses Jahres Rechtskraft erlangte, möglich wurde) wird durch aktuelle Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft konterkariert und – so die Obfrau des Fachverbands Drucks in der WKÖ, Ingeborg Dockner – massiv gefährdet: „Wir haben der Gewerkschaft mitgeteilt, dass wir an einer demokratischen Willensbildung unserer Mitgliedsunternehmen und Ländergruppen intensiv arbeiten – und dass das bis November dieses Jahres erledigt sein wird. Wir haben weiters angeboten, dass die Gewerkschaft im Sinne umfassender, schneller Information ihre Position dazu – gerne auch über unsere Kommunikationskanäle – allen Unternehmen direkt darlegt. Dass anstelle dessen jetzt gezielte Kampfmaßnahmen stattfinden, ist sachlich nicht gerechtfertigt und – gelinde gesagt – kontraproduktiv.“