"Ein 'Grounding' ist noch nicht vom Tisch", sagte Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. Bei einem Grounding würden alle Flugzeuge am Boden bleiben, etwa wenn Air Berlin das Geld ausgeht. Dies hätte massive Auswirkungen für Passagiere.
Wissel sagte, es komme sehr darauf an, wie zügig die Verhandlungen abgeschlossen werden. "Die Frage ist, wie lange das Geld noch ausreicht." Der beste Fall wäre, wenn die Verhandlungen im Oktober abgeschlossen werden. "Der schlechteste Fall wäre, wenn sich die Verhandlungen ziehen und hinschleppen, auch durch Klagen von unterlegenen Bewerbern oder Gewerkschaften. Dann besteht die Gefahr, dass das Geld ausgeht, die Betriebsgenehmigung erlöscht, die Slots in die Koordination gehen und damit die Karten neu gemischt werden."
Exklusive Gespräche mit Lufthansa
Große Chancen auf eine Übernahme weiter Teile der Air Berlin hat die AUA-Mutter Lufthansa, wie nach Sitzungen der Gläubigerausschüsse am Donnerstag zu erfahren war. Die Gläubiger verhandeln exklusiv mit dem deutschen Marktführer über einen Verkauf der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki und weiterer Teile. Kleinere Teile könnten dem Vernehmen nach an die britische Gesellschaft Easyjet gehen, wahrscheinlich komme auch die Thomas-Cook-Tochter Condor noch ins Spiel. Die Verhandlungen sollen demnach noch bis zum 12. Oktober dauern.
Wissel sagte, er sehe auch die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG (International Airlines Group) nach wie vor im Rennen. IAG sowie auch Condor gemeinsam mit Niki-Gründer Niki Lauda hätten seriöse und gute Konzepte eingereicht. "Die werden sich nicht so leicht abspeisen lassen."
Mit Blick auf Flugbuchungen bei Air Berlin sagte der Branchenexperte: "Alle Flugverbindungen, die heute bei Air Berlin für die kommenden Wochen gebucht werden, sind risikobehaftet. Es kann zu Umbuchungen und Stornierungen kommen. Das gilt für Kurz-, Mittel- und Langstrecken."