Die Kosten für die Ökostromförderung werden für die heimischen Haushaltskunden heuer mit rund 120 Euro samt Steuern spürbar unter jenen des Vorjahres von 100 Euro liegen und auch kommendes Jahr vermutlich nur auf rund 107 Euro steigen, schätzt der Regulator E-Control. Bei künftigen Umgestaltungen des Fördersystems sei darauf zu achten, dass es "nicht marktpreiszerstörend" wirkt, so der Vorstand.

"Nach der Novelle ist vor der Novelle", sieht E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer auch nach der "kleinen Ökostromnovelle" vom Sommer weiterhin Handlungsbedarf gegeben. Für größere Systemänderungen hatte die Regierung ja eine große Reform angekündigt, die ging sich durch die vorgezogenen Neuwahlen aber nicht mehr aus. Würde das heutige System fortgeführt, lande man irgendwann bei einem Marktpreis von Null, das wäre das Ende der Marktöffnung, meinte Eigenbauer am Mittwoch vor Journalisten: "Die Kosten der Ökokostrom-Anlagen müssen sich im Preis wiederfinden."

Mehr Potenzial

Ob bei gleichen Ökostrom-Kosten die dreieinhalbfache Strommenge herausgeholt werden kann, wie dies SPÖ-Chef Kanzler Christian Kern Anfang September in einem extra dafür angesetzten Pressegespräch gemeint hatte, wird von den E-Control-Chefs nicht direkt kommentiert. Jedenfalls würde eine solche Entwicklung länger als eine Legislaturperiode dauern, das sei unbestritten. Diese Rechnung gehe wohl davon aus, primär die recht günstigen Technologien zu forcieren - doch habe sich der Gesetzgeber für einen Mix verschiedener Technologien entschieden, meinte Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch. Windkraft etwa sei zwar günstiger, dafür seien die Ausgleichskosten für das Stromsystem insgesamt dann höher.

Voriges Jahr ist in Österreich erneut mehr Ökostrom produziert worden. Die erzeugte Menge an gefördertem Ökostrom stieg um sieben Prozent auf 9.770 Gigawattstunden, der Ökostrom-Anteil am Gesamtstromverbrauch erhöhte sich weiter von 16 auf 16,7 Prozent. Die gesamte Stromabgabe an heimische Endverbraucher sank im Jahresabstand um 1,6 Prozent auf 57.417 Gigawattstunden (GWh).

Weil der Marktpreis für Strom 2016 abermals gesunken ist, mussten zum Ausgleich dafür zusätzliche Fördergelder herhalten, die ohnedies auch so schon höher ausfielen als 2015. Das Vergütungsvolumen - die Summe der ausbezahlten Einspeisetarife für Ökostrom (inklusive des Marktwerts des geförderten Stroms) - stieg voriges Jahr um sechs Prozent (bzw. um 53 Millionen Euro) von 958 Millionen auf 1,01 Milliarden Euro. Das Unterstützungsvolumen (ohne Marktwert) kletterte um neun Prozent von 755 Millionen auf 820 Millionen Euro.

Mehr Fördergeld

Die Lücke des Marktpreisrückgangs musste 2016 mit rund 50 Millionen Euro Fördergeld ausgeglichen werden. Der zugrunde gelegte Marktpreis sank im Schnitt von 34 auf 29 Euro pro Megawattstunde (MWh). Für heuer wird angesichts von geschätzten rund 30 Euro/MWh Marktpreis ein stabiles Unterstützungsvolumen von 818 Millionen Euro erwartet, 2 Millionen Euro weniger als 2016. Die genaue Höhe hängt unter anderem davon ab, wie viele neue Ökostromanlagen 2017 und 2018 dazu kommen werden.

Die größten Steigerungen bei der Ökostromerzeugung gab es 2016 bei Strom aus Kleinwasserkraft und Sonne. Die Kleinwasserkraft lieferte wegen einer besseren Wasserführung mit 1.772 GWh um 17 Prozent mehr, die Stromproduktion aus Photovoltaik wuchs um 15 Prozent auf 500 GWh. Windkraftanlagen erzeugten mit 4.932 GWh um sieben Prozent mehr.

"Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort - die rohstoffunabhängigen Technologien erweisen sich als sehr erfolgreich", leitet die E-Control daraus ab. Denn Strom aus fester Biomasse (etwa aus mit Holz betriebenen Biomasseanlagen) wurde mit 1.982 GWh um drei Prozent weniger erzeugt, die Strommenge aus Biogas wuchs nur gering um gut ein Prozent auf 565 GWh.

Sonnenstrom legt zu

Gemessen an der Zahl der neuen Anlagen, die nach dem Ökostromgesetz gefördert werden, legte die Photovoltaik am meisten zu, hier nahm die Zahl von 19.021 auf 20.656 zu. Bei den staatlich geförderten Windkraftanlagen kam 2016 eine Anlage dazu, sodass deren Zahl auf 400 stieg. Einige Windanlagen werden 2018 durch die "kleine Ökostromnovelle" dazukommen, so Urbantschitsch. Zum Abbau der Warteschlangen bei Windkraftanlagen wurde mit der Novelle für 2017/18 zusammen ja ein Sonderkontingent von 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Bis die Anlagen am Netz hängen, dauert es in der Regel aber zwei, drei Jahre. Zudem gibt es bei Ökostrom auch Kleinanlagen, großteils im PV-Bereich, die mittlerweile ohne Förderung errichtet werden. Auch würden immer mehr PV-Betreiber möglichst viel vom erzeugten Strom selbst verbrauchen.

2015 wurde das Ökostrom-Ausbauziel in Österreich deutlich übertroffen, für 2016 liegen noch keine endgültigen Zahlen vor. Von 2010 bis 2015 kamen 2.377 MW installierte Leistung staatlich geförderter Ökostrom-Anlagen dazu, laut Gesetz sollten es 1.650 MW sein, womit das Ziel um mehr als 40 Prozent übertroffen wurde, so Eigenbauer: "Zurückzuführen ist das vor allem auf den starken Windkraftausbau, wo die Zielerfüllung mehr als doppelt so hoch war." Auch bei Kleinwasserkraft wurde das Ausbauziel übererfüllt. Unter den Zielvorgaben blieben PV sowie feste Biomasse und Biogas. Das Ausbauziel für das Jahr 2020 von 4.400 MW installierter Leistung in Summe wird laut derzeitigen E-Control-Prognosen auf Basis der 2016er-Zahlen erreicht.

Von der inländischen Erzeugung waren voriges Jahr rund 71 Prozent Ökostrom (inklusive jener ohne Förderung) - doch bedeutet dies auch viel Volatilität im System. Die gesamte Netzstabilisierung mittels Regelreserve schlug sich 2016 mit 90,4 Millionen Euro nieder, für die E-Control "ein sehr großer Erfolg", da es weniger als 100 Millionen Euro waren. Allein die bei der Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG) angefallenen Netzstabilisierungskosten sanken von 61 Millionen auf 43 Millionen Euro. Für heuer berichtete der Übertragungsnetzbetreiber APG bis Juni bereits von höheren Gesamtstabilisierungskosten als im gesamten Vorjahr.

Gaskraftwerke weiter nötig

"Für die Stabilisierung der Netze braucht man witterungsunabhängige Energieträger", verwies E-Control-Vorstand Urbantschitsch am Mittwoch darauf, dass man neben Wasserkraftwerken nach wie vor auch Gaskraftwerke benötige. Wie viel an kalorischer Leistung künftig nötig ist, wird soeben auf technischer Ebene ermittelt. Danach werden APG und E-Control entscheiden, wie viel Leistung davon unter Vertrag genommen werden, also für Zugriffe zur Netzstabilisierung zur Verfügung stehen.

Mit 100 Prozent Erneuerbaren ginge es derzeit nicht - jedenfalls nicht so, wie man es sich idealerweise vorstelle, nämlich mit Speicherkraftwerken, die wochenlang durchhalten könnten, so Eigenbauer: "Die 8.000 MW in Österreich reichen im Realtest nicht, die müssen ja auch immer rechtzeitig geladen werden." Durch "Dunkelflauten"-Phasen mit Windstille und kaum Sonne, die es neben dem systematischen Vorkommen im Winter auch im Sommer häufiger gebe, könne man nur mit Hilfe von Importen durchtauchen. Auch von der Frage, wie viel Strom man einführen will, hängt letztlich die Höhe der kalorischen Leistung ab, die man für nötig hält. Denn, so Eigenbauer, letztlich sei nur ein Brennstoff als Langzeitspeicher geeignet.