Die Österreicher stehen der Schattenwirtschaft noch unkritischer gegenüber als voriges Jahr. 60 Prozent der Befragten sehen den "Pfusch" nur als "Kavaliersdelikt" an, im Mai 2016 waren es 52 Prozent gewesen. Auch selber der Schwarzarbeit nachzugehen, stößt oft auf Verständnis: Für 30 Prozent ist dies durchaus okay, hat der Linzer Volkswirtschafts-Professor Friedrich Schneider ermitteln lassen.

Die häufigsten Einsatzgebiete für Pfusch sind Elektroarbeiten, Autoreparaturen, Schönheitspflege und Massagen, diverse Tätigkeiten rund um Haus und Garten sowie auch Nachhilfe. Schlechtes Gewissen gibt es dabei laut Schneider kaum, denn - so das Argument - durch Pfusch werde vieles erst leistbar, der Staat sei ob der hohen Steuerbelastung selbst schuld, dass schwarzgearbeitet werde.,

Anzeigen verpönt

Anzeigen oder Strafen seien verpönt. Nur fünf Prozent der im August vom Linzer Market-Institut repräsentativ Befragten fanden, dass man Pfusch anzeigen sollte, und nur zwei Prozent gaben an, dass sie Pfuscher auch tatsächlich anzeigten, sagte der Uni-Professor zur APA. Des Weiteren waren nur vier Prozent der Meinung, dass man gegen Pfuscher hohe Geldstrafen verhängen sollte.

Zur Reduktion der Schattenwirtschaft hat Schneider schon einige Rezepte parat: Einmal mehr schlägt er eine befristete Mehrwertsteuer-Rückvergütung für arbeitsintensive Dienstleistungen vor und plädiert auch für die Fortführung des Handwerker-Bonus. Freilich hatte für diese Maßnahme zur Förderung von Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisierungsarbeiten für privaten Wohnraum für heuer bereits im Februar Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) - mit Hinweis auf die damals schon ohnedies gute Konjunktur - das "Aus" verkündet.

Schneider plädiert als weitere Anti-Pfusch-Maßnahme für die Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen in Höhe von 2.000 Euro pro Haushalt jährlich. Zudem sollten Firmen, die schwarz arbeiten bzw. arbeiten lassen von öffentlichen Auftragsvergaben für drei bis fünf Jahre gesperrt werden. Und natürlich sollten auch die Lohnnebenkosten gesenkt werden: "Nur wenn es attraktiv ist, sich in der offiziellen Wirtschaft verstärkt zu engagieren, werden schattenwirtschaftliche und inoffizielle Aktivitäten überführt", ist der Volkswirtschafter überzeugt.

Staat verliert

Größter Verlierer beim Pfusch sei der Staat, dem hauptsächlich Sozialversicherungsbeiträge entgingen, erinnert Schneider. Er schätzt die Steuer- und SV-Beitragsausfälle auf 2,0 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Die Steuerverluste selbst würden sich in Grenzen halten, da das schwarz verdiente Geld sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben werde. Ein weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die die erhöhten Kosten zusätzlicher Unfälle bzw. Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher tragen müssten.

Aktuell geht Schneider davon aus, dass das Pfusch-Volumen in Österreich heuer 19,3 Milliarden Euro oder 7,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen wird. Damit würde der Umfang der Schattenwirtschaft das zweite Jahr in Folge zurückgehen, nicht nur gemessen am BIP, sondern auch in absoluter Höhe. Denn 2016 machte die Schwarzarbeit dem Experten zufolge rund 20,6 Milliarden Euro oder 7,8 Prozent des BIP aus, im Jahr 2015 etwa 21,4 Milliarden Euro oder 8,1 Prozent. Bisheriges Spitzenjahr war laut Schneider 2004 mit damals 23 Milliarden Euro Pfusch, immerhin 11 Prozent des BIP.